Zehn Freiburger Thesen zum Grundeinkommen

Im Juli 2022 befasste sich eine FRIBIS-Masterclass unter Leitung von Professor Claus Leggewie (Universität Gießen) intensiv mit dem „Bedingungslosen Grundeinkommen“ (BGE). Durch ein BGE würde jede*r Bürger*in eines Gemeinwesens lebenslang ein partizipatives Einkommen erhalten. Dieses Grundeinkommen ist als individueller Rechtsanspruch weder an eine Erwerbsarbeit gebunden noch an eine Vorab-Prüfung der Bedürftigkeit nach Einkommen und Vermögen, Herkunft und Bildung, Beruf und Alter. Die zehn Freiburger Thesen finden Sie unten zum Download.

Workshop-Bericht zum Thema “Arbeit am Care-Begriff” des FRIBIS-Teams care

Das FRIBIS-Team care hat seinen ersten Ganztags-Workshop am 15.07.2022 in Freiburg durchgeführt.  14 Teilnehmende aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen diskutierten im Breisacher Tor (Rempartstr. 4) von 10 bis 18 Uhr engagiert über den „Care-Begriff: Verwendungen und Differenzierung“. Bereits im Zuge der ersten Forschungstreffen des care-Teams war schnell klargeworden, dass die unterschiedlichen Verwendungsweisen des Care-Begriffs Unklarheit stiften. Zunächst bildet ,Care‘ ein weites Feld ab und ist ein Sammelbegriff für Systeme, Ökonomien und Tätigkeiten. Ebenso zentral ist auch die Differenzierung spezifischer Care-Bereiche und -Tätigkeiten, die sich durch ihre eigenen Logiken und Besonderheiten auszeichnen. Kann sich in diesem inhaltlichen Spannungsfeld ein prägnanter wissenschaftlicher Arbeitsbegriff herausbilden? Wo liegen die Grenzen der Begriffsverwendung und an welcher Stelle müssen eventuell neue Wege beschritten werden? Der Workshop war ein Auftakt dazu, diverse Positionen und Perspektiven auf den Care-Begriff zu verstehen und ins Gespräch zu bringen.

Der Austausch in der Workshop-Gruppe wurde durch vier Inputvorträge angestoßen, die von Prof. Dr. Klaus Baumann, Prof. em. Dr. Uta Meier-Gräwe, Dipl. phil. & Dipl. paed. Ronald Blaschke und Prof. Dr. Ute Fischer gehalten wurden. Zum Abschluss des Tages gab es noch eine gemeinsame Session in der Gruppe, die der Reflexion, der Ergebnissicherung und dem Ausblick dienen sollte. Eine kurze Zusammenfassung der Inputbeiträge und der wichtigsten Diskussionspunkte finden Sie im folgenden Dokument.

NetFi-Team-Koordinator Teodoro Criscione veröffentlicht zwei Artikel zu Gemeinschaftswährungen

Beide Artikel sind online verfügbar:

E. S. Mattsson, T. Criscione and W.O. Ruddick, Sarafu Community Inclusion Currency, 2020-2021. Scientific Data 9:426, Nature Publishing Group, 2022. Link: https://www.nature.com/articles/s41597-022-01539-4

We describe a dataset of account information and detailed transaction records for a digital complementary currency in Kenya. This “Sarafu system” initially encompassed several local, physical community currencies, which began transitioning to a feature-phone mobile interface in 2017. One unit of “Sarafu” is roughly equivalent in value to a Kenyan shilling. The published data includes anonymized account information for around 55,000 users and records of all Sarafu transactions conducted from January 25, 2020 to June 15, 2021. Transactions totaling around 300 million Sarafu capture various economic and financial activities such as purchases, transfers, and participation in savings and lending groups. So-called “chamas” are key to the operation of the Sarafu system and many such groups are labeled in the data. Describing this data contributes to research on the operation of community currencies, monetary systems, and economic networks in marginalized, food insecure areas. The observation period includes the first year of the COVID-19 pandemic and several documented pilot projects and interventions.

E. S. Mattsson, T. Criscione and F.W. Takes, Circulation of a Digital Community CurrencyarXiv preprint2207.08941, 2022. Link: https://arxiv.org/abs/2207.08941 (in review!!!)

Circulation is the characteristic feature of successful currency systems, from community currencies to cryptocurrencies to national currencies. In this paper, we propose a network analysis methodology for studying circulation given a system’s digital transaction records. This is applied to Sarafu, a digital community currency active in Kenya over a period that saw considerable economic disruption due to the COVID-19 pandemic. Representing Sarafu as a network of monetary flow among the 40,000 users reveals meaningful patterns at multiple scales. Circulation was highly modular, geographically localized, and occurring among users with diverse livelihoods. Network centrality highlights women’s participation, early adopters, and the especially prominent role of community-based financial institutions. These findings have concrete implications for humanitarian and development policy, helping articulate when community currencies might best support interventions in marginalized areas. Overall, networks of monetary flow allow for studying circulation within digital currency systems at a striking level of detail.

Grundeinkommen und Nachhaltigkeit: Ordnungsökonomische und kulturwissenschaftliche Perspektiven (Tandemvortrag)

Am 6. Juli 2022 hielten Bernhard Neumärker, Direktor der Götz Werner Professur für Wirtschaftspolitik und Ordnungstheorie und Leiter des FRIBIS sowie Sebastian Kaufmann, Forschungsstelle „Nietzsche-Kommentar“ und Mitglied des FRIBIS-Teams „Partizipation und BGE“ einen interdisziplinären Tandemvortrag zum Zusammenhang von Bedingungslosem Grundeinkommen und Nachhaltigkeit.

Während Prof. Dr. Bernhard Neumärker im ersten Teil aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht die Verbindung von Grundeinkommen und sozialer Nachhaltigkeit erläutert, beschäftigt sich PD Dr. Sebastian Kaufmann im zweiten Teil aus kulturwissenschaftlicher Perspektive mit Verflechtungen zwischen ‘Narrativen’ des Grundeinkommens und der ökologischen Nachhaltigkeit. Der Vortrag fand im Rahmen der VeranstaltungsreiheAlles im Blick? Interdisziplinäre Vortragsreihe Nachhaltigkeitstatt, in der Nachhaltigkeit als gemeinsames Thema verschiedener Fachbereiche diskutiert wird.

Den Vortrag finden Sie auf unserem YouTube-Kanal.

Neugründung des Teams Basic Income for Nature & Climate: Team-Koordinatorin im Interview

Das neu gegründete FRIBIS-Team Grundeinkommen für Natur und Klima (BINC) erforscht den Zusammenhang zwischen Grundeinkommen, Klimawandel und Biodiversitätserhaltung. Die Koordinatorin des Teams, die indonesische Wissenschaftlerin Ni Made Rahayu Maitri (Ayu), hat sich Zeit für ein Interview genommen, um ihr Team vorzustellen.

1. Worum geht es dem Team?

Unsere Forschungsgruppe Basic Income for Nature and Climate (BINC) möchte erforschen, inwiefern ein Grundeinkommen zur Bekämpfung des Klimawandels und des Verlusts der biologischen Vielfalt beitragen und somit mit Naturschutzzielen verbunden werden kann. Sollte ein entsprechendes Modell möglich sein, so könnte es sich unserer Auffassung nach um einen neuen und praktikablen Ansatz handeln, um die aktuellen sozialen und ökologischen Herausforderungen zu bewältigen, die mit dem Klimawandel und dem Verlust der biologischen Vielfalt verbunden sind. Wir konzentrieren unsere Forschung auf die Region von Tanah Papua (Indonesien), für die wir ein Grundeinkommensmodell für Natur und Klima vorschlagen. Alle Bürgern von Tanah Papua sollen eine regelmäßige Dividende in Form einer so genannten “Forest Carbon Dividend” (FCD) erhalten. Die FCD wird durch die Mobilisierung von Finanzmitteln oder Einnahmen finanziert, die durch die Bewertung (Ansetzung eines Preises) der in den Wäldern Tanah Papuas gespeicherten Kohlenstoffvorräte erzielt werden.

2. Was hat Euch dazu motiviert, das Team zu gründen?

Unser leitender Wissenschaftler Sonny Mumbunan hat die wissenschaftliche Untersuchung des Grundeinkommens für Natur und Klima in Tanah Papua (Indonesien) initiiert und damit zugleich den Startschuss für die Gründung unseres Teams gegeben. Er hat erkannt, dass Tanah Papua eine globale Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt und die Abschwächung des Klimawandels und die Anpassung an diesen hat. Die Entwicklung eines Grundeinkommenssystems, das mit Naturschutzzielen verknüpft ist, stellt aus Prof. Mumbunans Sicht einen vielversprechenden Ansatz zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Erhaltung der Biodiversität dar. Indem Finanzierungsquellen mit dem im Wald gespeicherten Kohlenstoffbestand verknüpft werden, könnte ein starker Anreiz für die örtliche Bevölkerung geschaffen werden, ihr Waldland zu erhalten und zu pflegen, um auf diese Weise langfristig ein Grundeinkommen zu erhalten. Interessierte können im hier veröffentlichten Bericht mehr über das von uns vorgeschlagene System erfahren.

3. Worin bestehen Eure Ziele?

Im Rahmen unserer derzeitigen Zusammenarbeit mit FRIBIS besteht unser unmittelbares Ziel darin, einen politischen Dialog auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene zu initiieren. Indem wir darüber hinaus wissenschaftliche Untersuchungen über das vorgeschlagene Grundeinkommenssystem in waldreichen Gebieten durchführen, wollen wir einen politischen Dialog und eine Diskussion anstoßen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Langfristig wollen wir erreichen, dass die Zentralregierung, die Provinzregierungen und/oder die Gebergemeinschaft in Indonesien ein mehrjähriges Pilotprojekt für ein Grundeinkommen dieser Art in Erwägung ziehen und einen Grundeinkommensversuch in einem Gebiet (Regierungsbezirk) von Tanah Papua durchführen.

Vorträge von Prof. Bernhard Neumärker zum Grundeinkommen in der Klimakrise

Im Mai 2022 hat Bernhard Neumärker zwei Vorträge zum Potenzial des Grundeinkommens in der Klimakrise gehalten. Am 19. Mai trug im Rahmen der Climate Public School auf Einladung von Students For Future Freiburg zum Thema „Climate Justice and New Ordoliberalism: The Case for Social Sustainability and Basic Income“ vor. In seinem Vortrag zeigt Prof. Neumärker, wie man Klimabonus-Systeme als partielles Klimagrundeinkommen ausgestalten kann. Ferner demonstriert er, inwiefern Nettoverrechnungssysteme zwischen CO₂-Steuer und Klimagrundeinkommen in Hinblick auf ökologischer Sichtbarkeit und Anreizsetzung ökologisch-sozial nachteilig sind, wenn man sie mit einem Brutto-System mit separater Steuer und Transfergestaltung vergleicht. Zudem demonstrierte er auf Grundlage des Papers CO2-Bepreisung und soziale Ungleichheit in Deutschland [Carbon Pricing and Social Inequality in Germany], dass man durch eine pro Kopf gleiche Rückzahlung der CO₂-Steuer nicht nur faire Umverteilung und Ungleichheitsabbau fördert, sondern sogar eine höhere sozialökologische Zieleffizienz erzielt als mit üblichen bedürftigkeitsorientierten Sozialtransfers. Den Vortrag finden Sie auf unserem YouTube-Kanal

Am 26. Mai hielt Prof. Neumärker im Konzerthaus Freiburg eine Keynote im Rahmen des 40. International Energy Workshop. In seinem Vortrag „Decarbonization regulation by a tax-transfer system: The Carbon Tax – Climate Basic Income (CaTaBi) Scheme“ stellte er sein Brutto-Steuer-Transfersystem „CaTaBi“ vor und ging dabei verstärkt auf seinen Governance-Ansatz des „Neuen Ordoliberalismus“ ein. Er zeigte unter anderem, inwiefern nur CaTaBi politisch strategiesicher (strategy proof) ist, während andere Verwendungen des Steueraufkommens stets strategische Manipulationen der Politik durch Interessengruppen (Rent-Seeking) erwarten ließen. Im ökosozialen Zusammenhang der Klimakrise müsse man auf Ex post Governance zurückgreifen, die hinreichend Schutz vor unvorhergesehenen Ereignissen (unforeseen contingencies) der Klimaentwicklung biete. Die Klimakrise mit statistischen Prognosen oder Szenarien ex ante anzugehen, hält Bernhard Neumärker dagegen nicht für zielführend. Er plädierte dafür, „Umwelt“ konfliktökonomisch und spieltheoretisch als Gegenspieler der „Natur“ anzusehen, die aufgrund der menschengemachten Klima- und Umweltschädigungen faktisch „menschenunfreundlich“ reagieren würde.

Angesichts der jüngsten Entwicklungen stellte Bernhard Neumärker eine Parallele zwischen der Klimakrise und dem Ukraine-Krieg her. Beide Krisen würden gleichermaßen zeigen, dass man „Klimaschutz“ und „Landesverteidigung“ als (globale) öffentliche Güter erst ernst nehme und hinreichende Investitionen tätige, wenn nicht mehr nur abstrakt über „Schutz“ oder „Verteidigung“ diskutiert würde, sondern man den Schutz vor einem Adversary/Gegner/Aggressor (sei es die „Natur“ oder das Putin-Regime) aktiv suche. Dass Deutschland erst im Zustand unmittelbarer Bedrohung bereit sei, 100 Milliarden Euro für seine militärische Verteidigung auszugeben, verdeutliche das dahinterstehende Vorsorgeprinzip in aller Deutlichkeit.

Dienstag, 26. Juli 2022 – Abendvortrag von Prof. Dr. Ute Fischer: „Brennglas Corona – was die Positionen zu den Maßnahmen über den Zustand von Demokratie und Gesellschaft verdeutlichen“ (18–20 Uhr)

Am Dienstag, dem 26. Juli 2022, hält die Soziologin und FRIBIS-Gastwissenschaftlerin Prof Dr. Ute Fischer einen Abendvortrag zu „Brennglas Corona – was die Positionen zu den Maßnahmen über den Zustand von Demokratie und Gesellschaft verdeutlichen“.

Zeit: 18:00 – 20:00 Uhr c.t.

Ort: KG 1, HS 1016, Platz der Universität 3, 79098 Freiburg

Abstract zum Vortrag: Viele kennen es aus dem eigenen Familien- und Freundeskreis: Plötzlich sind normale Debatten über politische Entscheidungen nicht mehr möglich. Es öffnen sich Gräben zwischen verhärteten Fronten, Emotionen kochen hoch. Manche Argumente klingen weit hergeholt, manch beißender Spott stößt ab – doch was kommt in den Positionen zu den Corona-Maßnahmen wirklich zum Ausdruck?
Ein Forschungsprojekt an der Fachhochschule Dortmund hat sich diesen Fragen angenommen und anhand von Analysen von offenen Briefen, Fernsehauftritten, Blogbeiträgen und Interviews aus dem Umfeld von Querdenken und Gegner:innen der Corona-Maßnahmen Antworten auf zwei Fragen gesucht: Was treibt die Kritik der Corona-Maßnahmen an? Was lässt sich im Hinblick auf die Entwicklung von Demokratie und Dialogbereitschaft lernen?
Die Veranstaltung mit Prof. Dr. Ute Fischer gibt einen kurzen Überblick über die Gegnerschaft und Kritik an den Maßnahmen, die gesellschaftlichen Probleme, die sich darin zeigen, und Schlussfolgerungen für nötige Reformen zur Stärkung von Dialogbereitschaft und Zusammenhalt.

Zur Person: Siehe Bericht zum Gastaufenthalt von Ute Fischer am FRIBIS.

 

 

Ökonom reagiert auf Philosophen: Prof. Alexander Spermann liest das neue Buch von Richard David Precht

Unter der Rubrik FRIBIS Policy Debates setzt sich der Volkswirt Prof. Dr. Alexander Spermann mit dem kürzlich erschienenen Buch des Philosophen und öffentlichen Intellektuellen Richard David Precht auseinander. Spermann ist überzeugt, dass Freiheit für alle: Das Ende der Arbeit wie wir sie kannten (Goldmann Verlag, 2022) ein „Must-Read“ ist.

Anerkennend nimmt Spermann zur Kenntnis, dass sich Richard David Precht mit der relevanten ökonomischen Forschungsliteratur detailliert beschäftigt habe und mit seiner Vision für ein Grundeinkommen konstruktiv zur Debatte beitrage: „Precht hat sich für sein Buch durch die ökonomische Literatur gewälzt. Wichtige Studien zur Zukunft der Arbeit hat er im Detail gelesen – und nimmt sie genüsslich auseinander. Die Literatur zum bedingungslosen Grundeinkommen kennt er aus dem Effeff. Oberflächliche Literaturrecherche kann man ihm gewiss nicht vorwerfen.“

Allerdings merkt Spermann auch an, dass Precht wichtige Fragen wie Kinderarmut und die Beseitigung der Ungerechtigkeit im Hartz-IV-System außen vor lasse. Resümierend fasst er zusammen: „Insgesamt ist das Buch von Precht dennoch ein wichtiger und lesenswerter Beitrag eines Philosophen. Übergangsprobleme, Timing-Themen, Managementthemen, Modellierung und Kostenberechnungen – das ist zu kleinteilig für große Denker, aber dennoch entscheidend, ob ein großer Wurf gelingen kann. Ökonomen können bei der Reform des Sozialstaats wichtige Beiträge leisten, sobald sie sich auf institutionelle Detailfragen und interdisziplinären Dialog einlassen.“

Lesen Sie den kompletten Beitrag hier.

Prof. Dr. Alexander Spermann ist Volkswirt mit eigenem YouTube-Kanal und lehrt an der FOM Hochschule für Erwerbstätige in Köln sowie an der Universität Freiburg. Er hat in Führungspositionen in internationalen Wirtschaftsforschungsinstituten (ZEW Mannheim, IZA Bonn) und als Top-Manager in einem internationalen Personaldienstleistungskonzern (Randstad) gearbeitet. Insgesamt hat er über 100 Fachartikel sowie mehrere Fachbücher veröffentlicht. Spermann ist GLO Research Fellow und gehörte als IZA-Direktor nach dem FAZ-Ökonomenranking 2016 aufgrund seiner Medienpräsenz und Forschungsarbeit zu den 100 einflussreichsten Ökonomen in Deutschland. Er leitet das Forschungsteam „Basisgeld“ am FRIBIS.

“Is a Penny a Month a Basic Income?” – Best Paper Award für Toru Yamamori aus dem FRIBIS Team Universal Basic Income & Gender

Foto: Enno Schmidt

In seinem neuen Paper:Is a Penny a Month a Basic Income? A Historiography of the Concept of a Threshold in Basic Income untersucht Prof. Toru Yamamori die Definition des Bedingungslosen Grundeinkommens unter der Frage nach einem Schwellenwert für ein Bedingungsloses Grundeinkommen. Anhand ihrer Grundpfeiler: Bedingungslosigkeit, Individualität und Universalität erörtert er Vor- und Nachteile eines solchen Schwellenbetrags und gibt einen historischen Überblick über die Geschichte und verschiedenen Strömungen der Forderung und Definition eines Bedingungslosen Grundeinkommens. Mit seinem Paper hat Toru Yamamori den BIS (Basic Income Studies) essay contest 2021 gewonnen.

Laufen wir Gefahr ohne die (Re)Definition auch nur einen Cent als Bedingungsloses Grundeinkommen zu bezeichnen, wenn dieser doch ohne Bedingungen und universell an jedes Individuum bezahlt wird? Welche Gründe und Argumente gibt es dafür, dass dieser Schwellenwert sukzessive aus den Definitionen verschwindet? Warum und ob wir einen Schwellenwert wieder in die Definition eines Bedingungslosen Grundeinkommens aufnehmen sollten diskutiert Toru Yamamori in diesem Paper, welches von der Zeitschrift Basic Income Studies vom De Gruyter Verlag als bestes Paper 2021 ausgezeichnet wurde.
Die Frage nach der Definition des Bedingungslosen Grundeinkommens ist ein zentrales Thema des FRIBIS UBI & Gender Teams, welches die Säulen der Definition: Universalität, Bedingungslosigkeit und Individualität aus einer intersektional-feministischen Perspektive untersucht. Mit seiner historischen Analyse der Bedeutung eines Schwellenwerts hat Toru Yamamori einen Ausgangspunkt für weitere Überlegungen geschaffen, die die Definition dessen was wir – aus verschiedenen Situationen, Blickwinkeln und Verortungen – als Bedingungsloses Grundeinkommen bezeichnen und welche Bedeutung dieses Grundeinkommen für jeweils für uns hat.

Unter diesem Link können Sie auf das Paper zugreifen.

UBI & Gender Team-Koordinatorin Jessica Schulz hat Prof. Toru Yamamori fragen zum Paper gestellt. Das Interview ist in Englisch und finden Sie hier.

Prof. Dr. Toru Yamamori Prof. Dr. Toru Yamamori ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Doshisha Universität in Kyoto, Japan und leitender akademische Forschungsredakteur von BIEN (Basic Income Earth Network). Er forscht u.a. an den philosophischen Grundlagen feministischer Ökonomie und an der mündlichen Geschichte der Frauenbefreiungsbewegung der Arbeiterklasse , die in den 1 970er Jahren in Großbritannien das bedingungslose Grundeinkommen forderte.

Dienstag, 19. Juli 2022 – Abendvortrag von Claus Leggewie: „Grundeinkommen im Kontext: Perspektiven von André Gorz“ (18–20 Uhr)

Am Dienstag, dem 19. Juli 2022, hält der Politologe Claus Leggewie einen Abendvortrag zu „Grundeinkommen im Kontext: Perspektiven von André Gorz“. Der Vortrag ist öffentlich und findet vor der FRIBIS-internen Masterclass statt, die Claus Leggewie zwischen 20. und 22. Juli moderieren wird.

Zeit: 18:00 – 20:00 Uhr c.t.

Ort: KG 1, HS 1016, Platz der Universität 3, 79098 Freiburg

Öffentlicher Vortrag / Eintritt frei

Abstract zum Vortrag: Die Diskussion über das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) reicht historisch lange zurück und wird periodisch immer aufgenommen, da es an der flächendeckenden Implementierung des BGE stets gehapert hat. Derzeit scheint es wieder neue Anlässe und Gelegenheiten zu geben. So ist es interessant, den Sozialphilosophen André Gorz und seine in der sozialistischen und existenzialistischen Tradition wurzelnden Ansätze zum BGE in Erinnerung zu rufen. Gorz, als Sohn eines jüdischen Vaters in jungen Jahren aus Österreich exiliert und als Weggefährte Jean Paul Sartres ein wichtiger Theoretiker des postindustriellen, libertären Sozialismus, ist heute der „tote Hund“ der Grundeinkommensdebatte. Dabei hat er sie in den breiteren Kontext der Automatisierung und Digitalisierung der Arbeitswelt gestellt und an Maßstäben menschlicher Freiheit und der politischen Ökologie gemessen. Claus Leggewie ist ein Schüler und Biograf von André Gorz und stellt sein Leben und Werk vor.

Zur Person: Claus Leggewie war von 1989 bis 2007 Professor für Politikwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Während dieser Zeit hatte er mehrere Gastprofessuren inne und absolvierte zahlreiche Forschungsaufenthalte an international renommierten Instituten. So führte ihn seine wissenschaftliche Tätigkeit unter anderem ans Wissenschaftskolleg zu Berlin, ans Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien und an die Université Paris X. Von 1995 bis 1997 war er erster Inhaber des Max-Weber-Lehrstuhls an der New York University. Darüber hinaus war er u. a. geschäftsführender Direktor des Zentrums für Medien und Interaktivität der Justus-Liebig-Universität Gießen und Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen.