Montag, 7.10.2024, 13 Uhr bis Mittwoch, 9.10.2024, 15:30 Uhr

CALL FOR PAPERS

Modelle eines Grundeinkommens werden im akademischen und politischen Diskurs überwiegend als bedingungslos, universalistisch und existenzsichernd diskutiert. Derart weitreichende Grundeinkommensmodelle stehen jedoch in Konflikt zur bestehenden Architektur wohlfahrtsstaatlicher Arrangements, was zu erheblichen Friktionen bei der politischen Implementierung eines Grundeinkommens führt. Deshalb beschäftigen wir uns auf der FRIBIS-Jahrestagung 2024 speziell mit Modellen eines partiellen Grundeinkommens vor dem Hintergrund ihrer Implementierbarkeit in unterschiedlichen wohlfahrtsstaatlichen Systemen. Die Analyse praktikabler Entwürfe eines partiellen Grundeinkommens soll Wege aufzeigen, die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens politisch zur Geltung zu bringen. Das FRIBIS ist insbesondere an Beiträgen zu den Themen sozialer Sicherung/social protection floors, Nachhaltigkeit und Fragestellungen im internationalen Kontext interessiert. Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund:

  • Sind partielle Modelle der Weg zu einem umfassenden, bedingungslosen Grundeinkommen? Wo liegen Stärken und Schwächen eines partiellen Weges?
  • Welche Erkenntnisse zu partiellen Entwürfen und Bedingungslosigkeit können aus den verschiedenen BGE-Experimenten und Pilotprojekten gezogen werden?
  • Welche Methoden sind besonders geeignet, ein Grundeinkommen und seine möglichen Auswirkungen in verschiedenen partiellen Modellen und Politiken zu analysieren?

Stream 1: BGE als soziale Grundsicherung und/oder social protection floor

Die soziale Grundsicherung ist ein kontrovers diskutiertes Thema im politischen Sozialstaatsdiskurs. Dabei besteht ein gesellschaftlicher Konsens dahingehend, dass ein moderner Wohlfahrtsstaat eine bestimmte Mindestsicherung (social protection floor) für alle Gesellschaftsmitglieder zur Verfügung stellen muss. Umstritten sind jedoch die Höhe und die konkrete Ausgestaltung dieser staatlichen Leistungen. Während einige Grundsicherungssysteme ein hohes Maß an Konditionalität bei der Leistungsvergabe aufweisen, vergeben andere Systeme zumindest einen Teil ihrer Leistungen weitgehend bedingungslos. Vor diesem Hintergrund wollen wir folgende Fragen thematisieren:

  • In welchem Verhältnis stehen die Konditionalität der Leistungsvergabe und das Ziel, die Leistungen auf vulnerable Gruppen zu konzentrieren?
  • Inwiefern lassen sich gegenwärtig praktizierte social protection floors in Richtung eines bedingungslosen Grundeinkommens weiterentwickeln?
  • Welche Position nehmen vom Grundeinkommen inspirierte Sozialpolitiken im Nexus von Grundsicherung und Wohlfahrtsstaatlichkeit ein?

Stream 2: BGE und Nachhaltigkeit – Potenziale und Risiken gemeinsamer Auslegungen

Grundeinkommen und Nachhaltigkeit gemeinsam denken – ein Unterfangen, an dem sich die Geister scheiden. Während Befürworter*innen die Potenziale einer Verknüpfung beider Themen unterstreichen, sehen Kritiker*innen vor allem Risiken in ihrer Vermischung. Im Sinne eines gemeinsamen Weges zur sozio-ökologischen Transformation werden in diesem Stream unter anderem Ansätze wie Klimageld und carbon tax diskutiert. Angesichts der großen Herausforderung der Gegenwart lässt sich im Sinne (partieller) BGE-Entwürfe fragen:

  • Lassen sich Grundeinkommensmodelle, die sozial nachhaltig argumentieren, mit Fragen ökologischer Nachhaltigkeit verbinden?
  • Inwieweit können BGE-Entwürfe Wohlfahrtssysteme auf dem Weg zur sozio-ökologischen Transformation unterstützen? Wo liegen die Grenzen eines gemeinsamen Weges?
  • Welchen Beitrag zu Zukunftsprognosen können verschiedene wissenschaftliche und aktivistische Ausarbeitungen zum BGE in partieller und universaler Form leisten?

Stream 3: Globale Perspektiven – Inter- und supranationale Ansätze eines (partiellen) BGEs

Partielle Grundeinkommensmodelle finden auch auf globaler Ebene zunehmend Beachtung. Bereits vor zehn Jahren unterbreitete Philippe van Parijs den Vorschlag einer bedingungslosen Euro-Dividende. Aber auch als Konzept der Entwicklungspolitik werden Grundeinkommensmodelle diskutiert. Die Existenz verschiedener supra- und internationaler Modelle und Initiativen zum BGE spiegelt also das breite Potenzial für Zusammenarbeit und Koordination bei der Förderung von Grundeinkommenspolitiken und Wohlfahrtsstaatlichkeit wider. Klassische Fragen in diesem Komplex drehen sich dabei unter anderem um Folgendes:

  • Wie können Grundeinkommensmodelle die vielfältigen sozioökonomischen Kontexte und kulturellen Normen in verschiedenen Regionen und Ländern berücksichtigen?
  • Welche Chancen und Risiken bergen inter- und supranationale Vorschläge, wie zum Beispiel ein gemeinsames europäisches Grundeinkommen?
  • Welche Auswirkungen haben supranationale Modelle eines (partiellen) Grundeinkommens auf die globale wirtschaftliche Stabilität und die soziale Kohäsion und wie lassen sich diese Modelle politisch umsetzen?

Allgemeine Hinweise

Das FRIBIS ist ein universitärer Kompetenzverbund, der Wissenschaftler*innen und zivilgesellschaftliche Akteur*innen zum Grundeinkommen systematisch zusammenführt, um gesellschaftliche Bottom-Up-Beweggründe und wissenschaftliche Top-Down-Expertise zum Grundeinkommen gegenseitig abzugleichen und in den politischen Diskurs zu befördern. Entsprechend richtet sich die FRIBIS-Jahrestagung an beide Zielgruppen. Die Tagung besteht aus einem Kerntagungsteil mit Keynotes, Plenary Sessions, Kerntagungspanels und Präsentationen der entsprechenden Kern-FRIBIS-Teams zu einem aktuellen und zentralen Thema der Grundeinkommensdiskussion und einem offenen Tagungsteil. Zu beiden Teilen können sowohl Abstracts als auch vollständige Texte eingereicht werden. Eine Mitgliedschaft im FRIBIS ist hierzu nicht nötig.

Beiträge von (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen aller Gender, Orte und Kulturen sind herzlich willkommen. Abstracts und Manuskripte zum offenen Tagungsteil können zu allen Grundeinkommensthemen als Einzelpapiere und als organisierte Sessions (Workshop, Roundtable) eingereicht werden. In den Parallel Sessions der offenen Tagung präsentieren sich außerdem diejenigen FRIBIS-Teams, die nicht zum Kerntagungsteil gehören. Jede*r Tagungsteilnehmer*in kann Beiträge zu maximal zwei Kategorien (Vortrag, Diskutant*in, Workshop- bzw. Roundtable-Organisation) vorschlagen; eine doppelte Funktion in der gleichen Kategorie ist ausgeschlossen. Schicken Sie bitte Ihr ausgefülltes Formular mit den erforderlichen Informationen an das FRIBIS-Konferenzteam [conference@fribis.uni-freiburg.de]. Weitere Informationen zu den einzelnen Formaten und Themenblöcken sind auf der Homepage des FRIBIS zu finden. Deadline für Einreichungen: 30.06.2024. Die Einreichungen werden von einer Programmkommission ausgewählt. Mit einer Entscheidung der Kommission kann zeitnah gerechnet werden.

Die Tagung findet im Hybridformat statt. Kosten für Anreise und Unterbringungen können leider nicht übernommen werden.

Call for Papers

Benutzen Sie bitte das hier zur Verfügung gestellte Formular für Ihre Einreichungen und senden Sie Ihren Vorschlag an die obenstehende E-Mailadresse. Die Einreichung eines Entwurfs ist möglich, vollständige Paper werden jedoch bevorzugt. Akzeptiert werden Beiträge in deutscher und englischer Sprache. Der Eingang des Vorschlags wird bis zum Ende des Calls (30.06.2024) nicht bestätigt. Die Entscheidung über die Annahme eines Beitrags wird durch die Organisator*innen zeitnah getroffen und den Autor*innen anschließend mitgeteilt. Bitte geben Sie außerdem an, ob Sie für den FRIBIS Best Paper Award für den besten Beitrag infrage kommen, der auf der Konferenz von jungen Wissenschaftler*innen präsentiert wird. Für den Preis sind nur Autor*innen qualifiziert, die ihren Doktor*innentitel im Mai 2022 oder später erworben haben bzw. noch im Begriff sind, ihn zu erwerben. Der*die Gewinner*in erhält 1.000 €. Falls mehrere Co-Autor*innen vorhanden sind, wird die Preissumme unter ihnen aufgeteilt.

Ausgewählte Beiträge zum Kerntagungsthema werden nach Prüfung durch die Herausgeber*innen in einem Tagungsband der FRIBIS-Reihe veröffentlicht. Die für die Sammelbandpublikation vorgesehenen Beiträge dürfen noch nicht veröffentlicht sein.

Call for Workshops

Die FRIBIS-Workshops sind geöffnet für Aktivitäten aller Art: Künstlerische Performances, offene Diskussionsrunden, Workshops mit Gruppenarbeit und vieles mehr. Im Vordergrund steht das experimentelle Erproben neuer Konzepte. Es sollen keine fertigen Ergebnisse gezeigt, sondern neue Ideen entwickelt werden. Benutzen Sie bitte für Einreichung folgendes Formular und senden Sie Ihren Vorschlag an die obenstehende E-Mailadresse. Der Eingang des Vorschlags wird bis zum Ende des Calls (30.06.2024) nicht bestätigt. Die Entscheidung über die Annahme eines Workshops wird von der Programmkommission zeitnah getroffen und den Workshop-Leiter*innen anschließend mitgeteilt.

Anmeldung zur Tagung

Wir würden uns sehr freuen, Sie auf der FRIBIS-Jahrestagung begrüßen zu dürfen. Anmeldungen sind ab dem 05.07.24 möglich. Sie erfolgen über die Veranstaltungsseite auf der FRIBIS-Homepage. Die Teilnahme ist kostenlos.