Sanktionsfrei – HartzPlus-Studie Endbericht

Zur Studie

Die HartzPlus-Studie, in deren Zusammenhang das FRIBIS-Team Sanktionsfrei gegründet wurde, startete im Januar 2019 und endete im Frühjahr 2022. Über den Projektzeitraum von gut drei Jahren erhielten 254 Hartz-IV-Beziehende einen ausgleichenden Betrag, sofern ihre Hartz-IV-Bezüge im Fall einer Sanktionierung gekürzt wurden. Der Verein Sanktionsfrei zahlte ihnen bedingungslos denjenigen Betrag, um den ihr Hartz-IV-Bezug zur Sanktionierung (Bestrafung) gekürzt wurde. Das hatte zur Folge, dass Sanktionen für sie keine finanzielle Bedrohung mehr darstellten. Diese Personen bildeten die Interventionsgruppe. Weitere 331 Personen, die keinen Ausgleich bei Sanktionierung ihrer Hartz IV Leistungen erhielten, dienten als Kontrollgruppe.

Das Ergebnis

Die Langzeitstudie kam zu dem unvorhergesehenen Ergebnis, dass der finanzielle Ausgleich von Sanktionen keinen signifikanten Unterschied im psychosozialen Wohlbefinden und der sozioökonomischen Lage in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe führte. Obwohl die sanktionsbedingten finanziellen Einbußen vom Verein Sanktionsfrei ausgeglichen wurden, empfanden die Personen die Sanktion immer noch als Zwang, als Bestrafung, als erniedrigend und lähmend. Die Gewissheit der Personen der Interventionsgruppe, bei einer Sanktionierung einen finanziellen Ausgleich zu erhalten, führte zwar teilweise zu einem Gefühl der Erleichterung, entfaltete aber darüber hinaus keine direkte Wirkung. Keine Person der Interventionsgruppe verhielt sich aufgrund dieser Sicherheit renitent gegenüber dem Jobcenter oder riskierte leichtfertig Sanktionen.

«Sanktionen verfehlen ihre behauptete Wirkung. Sie verursachen fast immer eine Kultur des Misstrauens. Die Menschen fühlen sich eingeschüchtert und stigmatisiert. Sanktionen bringen Menschen nicht in Arbeit und haben in einer modernen Grundsicherung nichts verloren.»

Helena Steinhaus

Gründerin von Sanktionsfrei e.V., Kulturwissenschaftlerin, B.A.

Warum Sanktionen kontraproduktiv sind

Dass Sanktionen – auch wenn durch sie keine finanzielle Belastung droht – immer kontraproduktiv sind, zeigte die Studie außerdem deutlich. Sanktionen hätten keinerlei motivierenden Effekt, könnten schwere psychosoziale Folgen auslösen, die soziale Isolation fördern und einen Druck erzeugen, der psychische Krankheiten verursacht oder verstärkt. Förderlich wären hingegen Wahlmöglichkeiten, Freiräume und Ermutigungen und respektvolle Begegnungen im Jobcenter auf Augenhöhe.

Was bewirkt die Studie?

Die Studie wurde der Bundesregierung vorgelegt, um für die Ausgestaltung des Bürgergelds. Helena Steinhaus konnte in zahlreichen Medienberichten, Interviews und Fernseh-Talkshows die Ergebnisse der Studie darstellen und in die politische Diskussion einbringen.

Link zum Endbericht

Ehemalige Mitglieder

Forschungsteam

Aseman Golshan Bahadori, MSc. Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Claudia Cornelsen, Kommunikationsberaterin, M. A. Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie

Dr. Tanja Schmidt, Dipl.-Soziologin, Gründerin und Partnerin INES

Dr. Vererna Tobsch, Dipl.-Kauffrau, Gründerin und Partnerin INES

FRIBIS Team Koordinatorin

Gudrun Kaufmann
hat Volkswirtschaftslehre an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg studiert. Ihre Hauptinteressen liegen auf Narrativen in der Ökonomik, Care Economics, Commons und Sozialpolitik in der ordoliberalen Tradition der Freiburger Schule.
Lebt in Freiburg i.Br.

Transfer Team

Robert Müller, Grafik Designer, Kommunikation, Unterstützer von Sanktionsfrei e.V.

Helena Steinhaus, Gründerin von Sanktionsfrei e.V., Kulturwissenschaftlerin, B.A.