Partizipation und Bedingungsloses Grundeinkommen – ‚Narrative‘ der Zukunft (PartUBI)

Das Verhältnis des bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) zur Demokratie – zumal in ihrer direkten, partizipativen Form – sowie seine Rolle als ökonomisches ‚Narrativ‘ sind in jüngerer Zeit von Vertretern unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen (Philosophie, Soziologie, Ökonomik etc.) bereits als Forschungsdesiderate identifiziert und ansatzweise untersucht worden. Der wissenschaftliche Teil (Research Team) unseres Large FRIBIS Teams (LFT) Partizipation und BGE – ‚Narrative‘ der Zukunft / Participation and UBI – ‚Narratives‘ of the Future (PartUBI) schließt an diese Forschungsdiskussion an und führt sie weiter.
Der aktivistische Teil (Transfer Team) setzt sich politisch für die Einführung eines BGE ein und versteht dieses zugleich als partizipativen Hebel für die Bürgerinnen und Bürger, um sich stärker an demokratischen Prozessen zu beteiligen, z. B. durch Petitionen für die Einführung eines BGE, wie sie 2010 und 2020 im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages behandelt wurden. Überdies ergeben sich dabei Brückenschläge zu einer politisch engagierten (Theorie der) bildenden Kunst, v. a. zu Joseph Beuysʼ Begriff der „Sozialen Plastik“.
Die These, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen sich positiv auf die partizipatorischen Möglichkeiten der Menschen auswirken würde, ist schon seit einigen Jahren wiederholt politisch postuliert und wissenschaftlich diskutiert worden. Gegenüber der Betrachtung des BGE unter dem Gesichtspunkt des Partizipationsbegriffs stellt die Konzeptualisierung und Erforschung des BGE als ökonomisch-politisches ‚Narrativ‘ ein rezenteres Phänomen dar. Dieses ist im weiteren Gesichtskreis einer allgemeinen Konjunktur des Narrativbegriffs in der westlichen Gegenwartskultur zu sehen: In verschiedenen kulturellen Bereichen wie Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ist seit der Jahrtausendwende zunehmend von ‚Narrativen‘ die Rede. Das BGE als ökonomisches ‚Narrativ‘ aus philosophisch-kulturwissenschaftlicher Perspektive zu untersuchen, ist ein weiterer Schwerpunkt des LFT.
Forschungs- und diskursgeschichtlich umfassend rekonstruiert und philosophisch-transdisziplinär untersucht werden sollen die theoretischen und politischen Zusammenhänge zwischen BGE und Partizipation sowie die damit verbundenen diskursiven ‚Zukunftspraktiken‘ durch die im LFT entstehende Dissertation von Leon Hartmann (Arbeitstitel: „Zukünfte der Demokratie. Zum Verhältnis von politischer Partizipation und bedingungslosem Grundeinkommen“).
Research Team

Prof. Dr. Sebastian Kaufmann
ist deutscher Literatur- und Kulturwissenschaftler, geboren 1979, Studium der Philosophie, Alten Geschichte und Neueren deutschen Literatur an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Magister Artium 2007, Promotion 2011, Habilitation 2018. Seit 2013 ist Kaufmann Teilprojektleiter in der Forschungsstelle Nietzsche-Kommentar der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, seit 2022 außerplanmäßiger Professor am Institut für Neuere deutsche Literatur der Universität Freiburg. Kaufmann leitet seit 2022 die internationale und interdisziplinäre PostDoc-Gruppe am FRIBIS.
Lebt in Freiburg im Breisgau

Robert Krause, PD Dr.
komparatistischer Literatur- und Kulturwissenschaftler, geboren 1980, Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sowie der Romanistik und Kunstgeschichte an den Universitäten Straßburg und Sevilla, Magister Artium 2007, Promotion 2010, Habilitation 2019. Krause ist Akademischer Mitarbeiter am Deutschen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, von Februar 2023 bis Juli 2023 Gastprofessur am Iméra, Institut d’études avancées in Marseille mit dem Forschungsprojekt „The Unconditional Basic Income: towards a cultural and intellectual history of a necessary utopia“, ab Juli 2023 Akademischer Mitarbeiter im PartUBI-Teamprojekt.
Lebt in Freiburg im Breisgau

Alina Plitman, M.A.
ist Doktorandin bei Prof. Dr. Bernward Gesang am Lehrstuhl für Praktische Philosophie mit Schwerpunkt Wirtschaftsethik (Philosophie II). Sie hat ihr Studium in Wirtschaftswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum abgeschlossen. An der Universität Stuttgart hat Alina Plitman ihren Bachelor- und Masterabschluss in Philosophie gemacht. Ihre Forschungsschwerpunkte sind angewandte Ethik, Wirtschaftsethik und politische Philosophie. In ihrer Dissertation befasst sie sich mit dem Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens. Im Fokus liegen der Arbeitsbegriff, seine Revision und Eingliederung in die Theorien der Gerechtigkeit. Alina Plitman ist Mitglied der Junior Research Group und des PartUBI Teams. Prof. Dr. Andreas Urs Sommer betreut ihre Dissertation beim FRIBIS.

Prof. Dr. Andreas Urs Sommer
geboren 1972, Studium der Philosophie, Kirchen- und Dogmengeschichte und Deutschen Literaturwissenschaft in Basel, Göttingen und Freiburg im Breisgau, Lizentiat 1995, Promotion 1998 an der Universität Basel, Habilitation 2004 an der Universität Greifswald, seit 2014 Leiter der Forschungsstelle Nietzsche-Kommentar der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, seit 2016 W3-Professor für Philosophie mit Schwerpunkt Kulturphilosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Seine jüngsten Buchveröffentlichungen beschäftigen sich mit Fragen politischer Philosophie, nämlich Eine Demokratie für das 21. Jahrhundert. Warum die Volksvertretung überholt ist und die Zukunft der direkten Demokratie gehört (Herder 2022) und Entscheide dich! Der Krieg und die Demokratie (Herder 2023).
Lebt in Freiburg im Breisgau

Milan Wenner, M. A.
ist Doktorand der Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Seine Dissertation beschäftigt sich mit anti-modernen Verfallsnarrativen im ‘langen 20. Jahrhundert‘. Zum bedingungslosen Grundeinkommen arbeitet er ebenfalls im Kontext der politischen Philosophie und der Geschichtsphilosophie. Seine Forschung zum Narrativ des „Great Replacements” verbindet beide dieser Felder. Daher ist er besonders an dem Gebrauch des Narrativs einer durch Technologie verursachten Arbeitslosigkeit und dessen Potential als ein metapolitisches Instrument für Grundeinkommens-Befürworter interessiert.
Lebt in Freiburg im Breisgau
FRIBIS Team Koordinator

Leon Hartmann, M. A.
hat in Freiburg Philosophie und Deutsche Literaturwissenschaft studiert. Aktuell ist er Doktorand der Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am FRIBIS. In seiner Dissertation beschäftigt er sich mit historischen wie gegenwärtigen Zukunftskonzeptionen im Zusammenhang mit bedingungslosem Grundeinkommen und politischer Partizipation bzw. direkter Demokratie. Dabei untersucht er vor allem diskursive Zukunftspraktiken und damit verbundene Semantiken und Reflexionen über Regierungstechniken. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Begriff des ‚Narrativs‘ und dessen Implikationen für die gesellschaftliche Verhandlung von Zukunft.
Lebt in Freiburg im Breisgau
Kontakt:
leon.hartmann@philosophie.uni-freiburg.de
leon.hartmann@fribis.uni-freiburg.de
Transfer Team

Michael von der Lohe
Dipl. Ing. Photoingenieurwesen, geboren 1953, ist seit 2000 Mitarbeiter bei OMNIBUS FÜR DIREKTE DEMOKRATIE gGmbH. Seit 2004 ist er dort Geschäftsführer. Er war von 1978 bis 2014 selbstständig als Fotodesigner tätig und gewann 1988 den Kodak European Award für Profifotografen. 1992 entwickelte er ein chemisches Verfahren zum Einbrennen von Silber-Halogenid-Emulsionen auf keramischen Untergründen. 2000 bis 2006 war er Mitarbeiter beim Unternehmen Wirtschaft und Kunst – erweitert gGmbH in Frankfurt.
Lebt in Hattingen

Susanne Wiest
engagiert sich seit 2008 für die Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens in Deutschland. Langjährige und auch neuere Partnerinnen in diesem freien Arbeitsfeld sind u. a. Organisationen wie der OMNIBUS FÜR DIREKTE DEMOKRATIE, Mitarbeiter der Initiative Freiheit statt Vollbeschäftigung, Uschi Bauer, Initiatorin der Krönungswelle, sowie seit 2020 das Freiburg Institute for Basic Income Studies (FRIBIS). Zentral und grundlegend war die inspirierende Zusammenarbeit mit Götz Werner. Seit 2022 ist Susanne Wiest Vorsitzende von Mensch in Germany e. V.
Lebt in Alt Tellin
Assoziierte Mitglieder

Sabine Scharff, M. A.
ist Autorin, Doktorandin der Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Mutter. Sie hat ihren Magister Artium in Philosophie, Kunstgeschichte und Germanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München gemacht und viele Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin sowie Projektkoordinatorin an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und dem ZKM Karlsruhe gearbeitet. Sie realisierte verschiedene internationale und transdisziplinäre Projekte mit einem besonderen Fokus auf politischen Fragestellungen in der Anwendung digitaler Medien. Seit über zehn Jahren engagiert sie sich für das Institut für Wirtschaftsgestaltung in Berlin und nun auch innerhalb des FRIBIS. In ihrer Arbeit im PartUBI-Team interessiert sie sich insbesondere für die Implikationen, die der Digital Shift für das Verhältnis von Partizipation und Grundeinkommen bedeutet.
Lebt in München

Sören E. Schuster, M. A.
ist Doktorand der Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Seine Forschungsschwerpunkte am Institut für Wirtschaftsgestaltung in Berlin sind Wirtschaftsphilosophie, History of Economic Thought, Philosophy of Management und Friedrich Nietzsche. Zusammen mit Georg N. Schäfer erschien zuletzt Mapping Mainstream Economics. Genealogical Foundations of Alternativity (Routledge, 2022)
Lebt in Berlin