Ab Herbst 2023 startet das internationale Forschungsprojekt ecoMOD, das von der FRIBIS Mitarbeiterin Dr. Tanja Kirn koordiniert wird. Ziel ist es, Politikoptionen für eine resiliente Gesellschaft zu evaluieren. Schwerpunkte sind hierbei die Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Alterssicherung, die Ursachen von Armut und Ungleichheit sowie die Möglichkeiten der Rückerstattung von CO₂-Steuereinnahmen.

Das Forschungsprojekt wird von der Europäischen Kommission im Rahmen des Förderprogramms Erasmus+ kofinanziert. Projektpartner sind renommierte Institutionen wie das Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER/Luxemburg), die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Deutschland), die NUI Galway (Irland) sowie das FPB Brussels / KU Leuven (Belgien).

Pensionen – mit welchen Reformen auf den demografischen Wandel reagieren?

Umlagefinanzierte Alterssicherungssysteme geraten durch den demografischen Wandel unter Druck, da die Lebenserwartung steigt und immer weniger Beitragszahlende immer mehr Pensionierten gegenüberstehen. Dadurch stellt sich die Frage, welche Reformoptionen für umlagefinanzierte Altersicherungssysteme wie die gesetzliche Rentenversicherung (Deutschland) oder die Alters- und Hinterlassenschaftsversicherung (Schweiz) bestehen. Das Spektrum reicht von einer Erhöhung (Koppelung) des gesetzlichen Rentenalters (an die Lebenserwartung), einer altersabhängigen Anrechnung von Beitragsjahren und damit einer Flexibilisierung des Renteneintritts (und der Rentenhöhe), Erhöhung der Beitragssätze, Anpassung der Hinterlassenenrenten, bis hin zu einer Erhöhung der Anreize zur Erwerbstätigkeit (über das gesetzliche Rentenalter hinaus).

Das Forschungsprojekt ecoMOD analysiert, wie sich einzelne und kombinierte Reformmaßnahmen auf das zukünftige Renteneinkommen auswirken. Dabei wird auch untersucht, welchen Effekt Veränderungen in der Erwerbsbeteiligung (z. B. Erhöhung der Frauenerwerbsquote) auf das Rentensystem haben.

Armut – was sind die Hauptursachen von Armut und Ungleichheit?

Die Anzahl der dauerhaft von Armut bedrohten Menschen ist in Europa in den letzten Jahren gestiegen. Ein Grund für diese Entwicklung ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit sowie die Folgen der Finanzkrise, die zu niedrigeren Haushaltseinkommen in Europa geführt haben. Wissenschaftliche Untersuchungen deuten überdies darauf hin, dass ein Hochschulabschluss heute nicht mehr so stark vor Armut schützt wie früher. Seit der Finanzkrise spielen stattdessen die Beschäftigungsstabilität und eine gute Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder eine wichtigere Rolle. Darüber hinaus scheinen kurz- und langfristige Maßnahmen zur Armutsbekämpfung, wie sie während der COVID-19-Pandemie oder der Energiepreiskrise umgesetzt wurden, an Bedeutung gewonnen zu haben.

EcoMOD möchte bereits bestehende Simulationsmodelle verbessern, die Auswirkungen von Wirtschaftskrisen auf die Einkommensverteilung abbilden. Außerdem werden die Modelle um Module aus geographischen Informationssystemen ergänzt, um regionale Muster erkennen und räumliche Wirtschaftsindikatoren entwickeln zu können.

Umwelt – wie können Einnahmen aus einer CO₂-Steuer rückvergütet werden?

CO2-Steuern gelten als der kosteneffizienteste Hebel, um zur Bekämpfung des Klimawandels Kohlenstoffemissionen zügig und umfassend zu reduzieren.  In der Regel sind CO₂-Steuern jedoch regressiv, d. h. die prozentuale Steuerbelastung nimmt mit steigendem Einkommen ab: Haushalte mit niedrigem Einkommen geben tendenziell einen höheren Anteil ihres Einkommens für emissionsintensive Güter und Dienstleistungen aus als Haushalte mit höherem Einkommen.

Dialog zwischen politischen Entscheidungsträgern, der Öffentlichkeit und der Wissenschaft

Neben der Weiterentwicklung von Lehre und Forschung besteht ein weiteres Ziel des Projekts darin,
den Dialog zwischen Politik, Öffentlichkeit und Wissenschaft zu fördern. Daher werden wir
verschiedene Informationskanäle (Print- und Online-Medien) nutzen, um über das Projekt zu
informieren. Die Zwischenergebnisse werden im Rahmen einer Konferenz im Winter 2024/25 an der
Universität Liechtenstein präsentiert. Darüber hinaus werden wir mit Abendvorträgen, Blogs und
Podcasts laufend über das Projekt informieren.

Beteiligte Wissenschaftler:innen

Prof. Dr. Bernhard Neumärker; Projektleitung Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Dr. Tanja Kirn, Ass.-Prof.; Projektkoordinatorin und Projektleitung Universtität Liechtenstein

Dr. Denisa Solognon; Projektleitung Universität Luxemburg; LISER – Luxembourg Institute of Socio-Economic Research

Prof. Cathal O’Donoghue; NUI Galway (contractual partner)

Dr. Gijs Dekkers; FPB Brussels, KU Leuven (associated partner)

Dr. Philippe Liégeois, LISER – Luxembourg Institute of Socio-Economic Research

Projekt: 2023-1-LI01-KA220-HED-000157594