Forschung und Aktivismus im Dialog: FRIBIS bei der Jubiläumsfeier des Netzwerks Grundeinkommen im Juli 2024

Am 6. Juli 2024 feierte das Netzwerk Grundeinkommen sein 20-jähriges Bestehen im Leipziger Budde-Haus mit einer Reihe von Vorträgen, Diskussionen und Panels. Die Veranstaltung, bei der je nach Programmpunkt etwa 60-70 Personen anwesend waren, brachte verschiedene Generationen von Wissenschaftler:innen, Aktivist:innen und interessierten Bürger:innen zusammen und bot eine Kombination aus Vorträgen, Gesprächen, Vernetzung und Festivitäten. Dr. Verena Löffler, Franziska Leopold und Tobias Dumschat, die am FRIBIS in unterschiedlichen Teams forschen, trugen als Panel-Teilnehmende zur Veranstaltung bei.
Grundeinkommen und Pflege

Tobias Dumschat (Koordinator des FRIBIS-Teams care), Doktorand am FRIBIS, beteiligte sich an der Diskussion zum Thema „Arbeit – Care – Grundeinkommen“, die von 14:15 bis 16:00 Uhr stattfand. Er präsentierte aktuelle Forschungsergebnisse aus seiner qualitativen Studie zur Frage, ob pflegende Angehörige ein Grundeinkommen brauchen. Seine Untersuchung nimmt nicht-verrentete pflegende Angehörige in den Blick, die sich um altersbedingt pflegebedürftige Personen kümmern. Tobias Dumschat stellte seine Ergebnisse zur Debatte, wie ein Grundeinkommen die Handlungsmöglichkeiten dieser Gruppe verändern könnte und stellte die subjektiven Einschätzungen der Betroffenen vor.

Seine Erfahrung als Vortragender im Rahmen der Jubiläumsfeier fasst er wie folgt zusammen:

Tobias Dumschat
Mit großer Freude habe ich meine noch unveröffentlichten Forschungsergebnisse bei der 20-Jahresfeier des Netzwerks Grundeinkommen vorgestellt. Nach langen Monaten der Einsamkeit war es nun an der Zeit, die Ergebnisse zu kommunizieren. Umso erfreulicher war es, dies mit einem so interessierten Publikum tun zu können. Die Diskussion mit Margit Appel, Barbara Prainsack und Elfriede Harth sowie die Anmerkungen des Publikums haben mich sehr inspiriert. Anschließend teilten wir uns in kleinere Gruppen auf, sodass Interessierte nochmal im Detail auf Grundlage der Forschungsergebnisse diskutieren konnten. Aus dieser Gesprächsrunde nehme ich viele Anregungen mit, die ich für die Fertigstellung meiner Forschungsarbeit berücksichtigen kann. Insgesamt war es ein hervorragender Tag und ein spannendes Panel.

Wohnungslosigkeit und Grundeinkommen

Dr. Verena Löffler (Mitglied des FRIBIS-Teams care), präsentierte von 16:15 bis 17:15 Uhr Forschungsergebnisse zum Thema „Wohnungslosigkeit und Grundeinkommen“. In ihrem Vortrag ging sie der Frage nach, ob ein Grundeinkommen die die Lebenssituation der am wenigsten Begünstigten verbessert. Sie stellte Ergebnisse aus verschiedenen Projekten vor, die darauf hindeuten, dass ein Bedingungsloses Grundeinkommen als präventive Maßnahme gegen Wohnungslosigkeit wirken könnte. Verena Löffler erlebte die an ihren Vortrag anschließende Diskussion als „sehr produktiv“:

Vor allem habe ich mich gefreut, dass die von mir aus der Theorie abgeleiteten Schlussfolgerungen von Praktizierenden in der Wohnungslosenhilfe bekräftigt wurden. Einen Knackpunkt in der Debatte identifizierte Sandy Feldbacher vom Straßenmagazin KIPPE. Feldbacher wies auf die Problematik der Zugänglichkeit des aktuellen Sozialsystems für Zuwandernde aus der EU hin und fragte, ob sich dies mit einem Grundeinkommen ändern würde. Damit legte sie meiner Meinung nach den Finger in die Wunde einiger Grundeinkommensbefürworter, da die Kalkulation zur Finanzierbarkeit eines BGE vom DIW beispielswiese auf der Annahme basiert, dass die aktuellen Beschränkungen beibehalten werden. Auf der Veranstaltung versicherten einige Anwesende, dass die von Ihnen beworbene Grundeinkommensversion alle Bewohner eines Gebiets umfassen würde, unabhängig davon ob diese sich legal oder illegal dort aufhielten. Ein weiterer interessanter Aspekt der Diskussion kam auf, als aus dem Publikum die Frage gestellt wurde, warum diejenigen, die vermutlich am meisten von einem Grundeinkommen profitieren, oft dagegen seien. Der ehemals von Wohnungslosigkeit betroffene Chriss sagte daraufhin, dass ein gewisses Misstrauen gegenüber der Bedingungslosigkeit der Zahlung bestünde. Die Idee, dass Geld ohne Gegenleistung ausgezahlt würde, sei für viele wohnungslose Menschen nur schwer vorstellbar. Normalerweise müssten sich wohnungslose Personen für Geld immer „nackig machen“, schlimmstenfalls im wörtlichen Sinne, mindestens jedoch im übertragenen gegenüber den Behörden.

Dr. Verena Löffler
Verena Löffler im Gespräch mit Chriss (Wohnungslosenaktivist)
Öffentliche Meinung zum Grundeinkommen und NGO-Strategien

Franziska Leopold (Koordinatorin des FRIBIS-Team MUBINGO), wissenschaftliche Mitarbeiterin am FRIBIS, präsentierte von 17:30 bis 18:15 Uhr ihre Studie zum Thema „Zustimmung und Positionierungen zum Grundeinkommen – Hinweise für erfolgreiche Strategien von NGOs“. Ihre Forschung befasst sich nicht nur mit der öffentlichen Meinung zum Grundeinkommen, sondern auch mit den Herausforderungen von Ehrenamtlichen innerhalb der deutschsprachigen Grundeinkommensbewegung, die sich um effektive Strategien bemühen, die Zustimmung zum Grundeinkommen zu erhöhen. In ihrem Vortrag stellte sie die Ergebnisse ihrer Analyse vor, die verschiedene demographische Gruppen untersucht und Faktoren identifiziert, die die Zustimmung zum Grundeinkommen beeinflussen.

Wie Franziska Leopold berichtet, wurde ihr Vortrag sehr gut aufgenommen. Einige Teilnehmende hätten sich im Anschluss an den Vortrag erkundigt, ob die Informationen bereits öffentlich seien. Besonders interessiert seien die Zuhörenden an der Frage gewesen, wie ein Grundeinkommen geframt werden könnte, um die öffentliche Akzeptanz zu erhöhen. Ihre Forschungsergebnisse hätten die Arbeit der NGOs bestärkt, indem sie gezeigt hätten, dass das Wissen in der Gesamtbevölkerung über das Grundeinkommen noch eher gering sei:

 

Was mir für den wissenschaftlichen Diskurs deutlich wurde: es ist wichtig, dass man Ergebnisse nochmal auf deutsch kurz und knapp aufbereitet bzw. den NGOs zur Verfügung stellt, um den gesellschaftlichen Austausch zu fördern. Zum Nachdenken regte die Aktivist:innen meiner Meinung nach insbesondere an, dass diejenigen, die am stärksten vom Grundeinkommen profitieren würden (Menschen mit geringem Einkommen sowie Frauen), am wenigsten aktiv sind, was sich mit den Erfahrungen der Aktivist:innen allgemein deckte. Zudem sind vor allem jüngere Menschen tendenziell eher weniger aktiv. Ich hatte den Eindruck, dass einige der Aktivist:innen meine Vorschläge, diese möglicherweise besser zu erreichen (mehr einmalige, weniger formale und breite Aktivitäten anbieten, vielleicht über Wettbewerbe/Kunst, Zusammenarbeit mit der Umweltszene etc.), zumindest gedanklich Anklang fanden.

Die Perspektive des Netzwerks Grundeinkommen auf die Zusammenarbeit von Aktivismus und Wissenschaft

Wir haben Ronald Blaschke, Mitbegründer und langjähriges Mitglied des Netzwerks Grundeinkommen, gefragt, welche Rolle aus seiner Sicht die Zusammenarbeit von Forschung und Aktivismus für die zukünftige Entwicklung der Grundeinkommensbewegung spielt und welche Erfolge die aktivistische Arbeit der letzten 20 Jahre für sich beanspruchen kann. Ronald Blaschke ist seit 30 Jahren in sozialen Bewegungen aktiv, davon 20 Jahre in der Grundeinkommensbewegung. Er hat zum Grundeinkommen publiziert, Lehraufträge wahrgenommen und sowohl beruflich im Deutschen Bundestag als auch ehrenamtlich im Netzwerk Grundeinkommen mit Wissenschaftler:innen und wissenschaftlichen Institutionen zusammengearbeitet.

Ronald Blaschke
Wissenschaft und soziale Bewegung können sich gegenseitig befruchten: Wissenschaft kann lernen, was die für die sozialen Bewegungen relevanten Themen, Fragen und Antworten sind. Soziale Bewegungen können eigene Themen und Antworten kritisch prüfen, wissenschaftsbasiert untersetzen. Der dialogische Austausch zum Grundeinkommen und zu angrenzenden Themen ist wichtig. Der erfolgt zu wenig, muss gefördert und verstetigt werden.

Fehlende Übersicht über die bisherige Forschung zum Grundeinkommen?

Ein Problem sieht er jedoch in der Wahrnehmung des bereits vorhandenen Wissens zum Grundeinkommen durch Forschende:

Margit Appel, Barbara Prainsack, Ronald Blaschke
Leider musste ich auch feststellen, dass einige Wissenschaftler:innen nicht wahrnehmen, was in der Grundeinkommensbewegung bereits für ein Wissen angehäuft worden ist. So stellten z. B. renommierte, grundeinkommensaffine Wissenschaftler:innen in einer jüngeren Publikation rund 50 Fragen zum Grundeinkommen, die angeblich beantwortet werden müssten. Zwei, drei Blicke in Publikationen der Grundeinkommensszene geworfen, hätten erfasst, dass die Antworten zum großen Teil schon längst gegeben waren. Daran hätten diese Wissenschaftler:innen, gern auch kritisch, anknüpfen können. Ein Ärgernis.

Hinweis der Redaktion: Das Netzwerk Grundeinkommen hat kürzlich eine umfassende Literaturliste zum Thema Grundeinkommen veröffentlicht. Diese Liste umfasst über 1.300 Titel deutschsprachiger Werke zum Grundeinkommen und stellt damit die bisher umfangreichste Übersicht in diesem Bereich dar. Die Liste ist öffentlich zugänglich und wird von der AG Literatur des Netzwerks Grundeinkommen laufend aktualisiert.

Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit

Blaschke betonte auch die Notwendigkeit einer verbesserten Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit:

Eröffnung der Feier
Wenn Wissenschaft Wissen verbreiten und öffentlich diskutieren will, muss sie in der Lage sein, mindestens zwei „Sprachen“ zu sprechen: eine innerwissenschaftliche, auch weltweit verständliche, also in der Regel englische, Fachsprache. Sie muss ebenso in einer „Alltags“sprache und in jeweiliger Landessprache vortragen, publizieren und diskutieren. Das gilt auch für die Grundeinkommensforschung. Sonst verschenkt sie Potentiale. Luther hat die Bibel übersetzt – das war eine Revolution.

Fazit

Die Jubiläumsfeier unterstrich, dass der kontinuierliche Dialog zwischen Forschung und Aktivismus enorm wichtig ist, um die Grundeinkommensidee beständig weiterzuentwickeln. Darüber hinaus bezeugte die Veranstaltung einmal mehr die Notwendigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse allgemeinverständlich zu vermitteln, um eine breite gesellschaftliche Debatte über das Grundeinkommen anzuregen.

 

Jetzt auf YouTube: Bernhard Neumärker spricht über Grundeinkommen und Steuerpolitik in Radio Sol (Juli 2024)

FRIBIS-Direktor Prof. Dr. Bernhard Neumärker war im Juli 2024 zu Gast in der Sendung „Das liebe Geld“ auf Radio Sol. Im Gespräch mit Ilse Pforr und Gerhard Pellegrini bezog er Stellung zum Thema Grundeinkommen und Steuerpolitik.

Prof. Neumärker plädierte für einen Paradigmenwechsel in Arbeitswelt und Steuersystem. Er erläuterte, wie ein Bedingungsloses Grundeinkommen Menschen befähigen könnte, sich vermehrt sinnstiftenden Tätigkeiten zu widmen. Zudem betonte er die Dringlichkeit einer Vereinfachung des bestehenden Steuersystems. So bemängelte dessen aktuelle Komplexität und sprach sich für transparentere, schlankere Modelle aus. Steuersysteme müssten grundlegend an zeitgemäße Bedürfnisse und Realitäten angepasst werden.

Prof. Neumärker erläuterte die Verbindung zwischen Grundeinkommen und neuen Steuermodellen, insbesondere im Kontext der Konsumbesteuerung. Die Forschungsergebnisse des FRIBIS offenbaren hier Unerwartetes: Entgegen gängiger ökonomischer Theorien würde die Finanzierung eines Grundeinkommens über die Mehrwertsteuer das Steueraufkommen nicht mindern, sondern steigern. Neumärker argumentierte, dass herkömmliche Wirtschaftsmodelle die positiven Effekte eines Grundeinkommens unterschätzen, da sie auf überholten Annahmen basieren.

 

 

Das FRIBIS sucht eine studentische Hilfskraft

Das FRIBIS sucht eine studentische Hilfskraft zur Unterstützung bei der Forschung mit wirtschaftswissenschaftlichen Experimenten

Freiburg Institute for Basic Income Studies (FRIBIS) at the Faculty of Economics and Behavioural Sciences Faculty is looking for a Bachelor or Master Student Assistant to support the department and PhD students on the preparation and execution ofeconomic lab experiments on the theme of basic income and social contracting.

We are ideally looking for someone who is able to work in the position for at least 6 months, preferably longer.

Responsibilities:

  • Coding economic lab experiments in Z-Tree (and possibly other software such as Lioness). Z-Tree is a widely used software package created for developing and executing economic laboratory experiments. You can find more information on ZTree here: https://www.ztree.uzh.ch/en.html
  • Assisting in the planning, organization, and conduction of experimental sessions including recruiting participants, online marketing, and data bank administration
  • Problem-solving and providing support to IT and technical problems
  • (Potentially) providing support in preparation of teaching material.

Your profile:

  • Good English language. German is a bonus
  • Good computer skills
  • Ability to quickly learn new software
  • Problem-solving and creating thinking
  • Independence and initiative
  • You enjoy working in an intercultural and interdisciplinary team

Desired:

  • Previous experience in coding, or with Z-Tree, O-Tree or Lioness are all desirable but not necessary. We expect that you will be able to learn on the job and become an expert on Z-Tree to support our team
  • Economics or IT student.

If you are interested in pursuing further studies or writing your thesis at the Götz Werner Chair of Economic Policy and Constitutional Economic Theory under Professor Bernhard Neumärker on themes of basic income, experimental and behavioural economics, or social contracting, this is a good opportunity to work closely with researchers on this topic. Through this role, you can develop the skills to design and execute your own experiments in the contexts of your class work or thesis.

Work Conditions:

  • From 40 up to 85 hours/month
  • Flexible working hours to fit around your classes and other commitments
  • Independent working conditions with regular check-ins and support from supervisors
  • International team
  • Position is available for 3 to 6 months, with possibility of extension.

Please send your application documents include a short, self-written motivation letter, resume, copy of your academic records and a certificate of enrollment, as well as any other relevant certificates or documents. Please include your expected date of graduation.

We will be particularly pleased to receive applications from women for the position advertised here.

Application

Please send your application in English including supporting documents mentioned above, citing the reference number 00003891, by 04.08.2024 at the latest. For further information, please click here.

Rückblick auf die Aktivist*innen-Tagung des FRIBIS zum Thema „Zukunft – Klima – Grundeinkommen“

Vom 12. bis 14. April 2024 fand in Freiburg die Aktivist*innen-Tagung des FRIBIS unter dem Titel „Zukunft – Klima – Grundeinkommen“ statt. Ziel der Tagung war es, Aktivist*innen aus den Bereichen Klimaschutz und Grundeinkommen zusammenzubringen, um voneinander zu lernen, neue Perspektiven zu eröffnen und Synergien entstehen zu lassen. Wie die Tagung verlaufen ist und welche Eindrücke und Erfahrungen die Teilnehmenden gesammelt haben, erfahren Sie im folgenden Bericht.

Auftakt und Impulsvorträge

Nach der Begrüßung durch den Direktor des FRIBIS, Bernhard Neumärker, führte Enno Schmidt, damaliger Geschäftsführer des FRIBIS, in Ablauf und Charakter der Tagung ein. Gemeinsam mit ihm begleiteten Helmo Pape (Generation Grundeinkommen Österreich) und Joy Ponader (Expedition Grundeinkommen) die Tagung während der nächsten drei Tage organisatorisch. Anschließend ging es mit Impulsvorträgen von Jana Mestmäcker (Letzte Generation), Gregor Hagedorn (Scientists for Future), Simone Herpich (Scientists for Future) und Ronald Blaschke (Netzwerk Grundeinkommen) direkt in medias res.

Gregor Hagedorn, akademischer Direktor des Museum für Naturkunde Berlin und Mitbegründer von Scientists for Future, betonte, dass Wissenschaftler*innen immer auch politisch sind – egal ob sie reden oder schweigen. Ronald Blaschke, Mitbegründer und Sprecher des deutschen Netzwerkes Grundeinkommen, stellte heraus, dass ein Grundeinkommen ohne einen intakten Planeten keine Lösung darstellt, insofern ökologische Krisen die Grundlage unseres Lebens und Wirtschaftens bedrohen. Jana Mestmäcker berichtete, wie sie sich durch ihr Engagement bei der Letzten Generation erstmals selbstbestimmt fühlte. Ihre Motivation zur Teilnahme der Tagung schildert sie folgendermaßen:

Jana Mestmäcker

Ich habe an der Tagung teilgenommen, weil ich die Kombination der unterschiedlichen Kreise – Klimaprotest und Grundeinkommen – spannend fand. Die Atmosphäre während der Tagung war in meiner Wahrnehmung angenehm und familiär. Die Gesprächskreise haben zum Austausch untereinander angeregt. Nach Tagungen wie dieser habe ich meist den Impuls, die Konsequenz aus dem Gehörten zu ziehen und störenden Protest auf die Straßen zu bringen, um aktiv auf politische Veränderung hinzuarbeiten – so war es auch diesmal. Das Grundeinkommen fand ich vorher gut und so sehe ich es immer noch. Nichts wäre meiner Meinung nach befreiender für unsere Gesellschaft. Aktuell bleibt Demokratie-leben zu häufig ein „Hobby“ derjenigen, die es sich leisten können.

Gesprächskreise und Vernetzung

In den anschließenden Gesprächskreisen hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, die durch die Vorträge angestoßenen Gedanken zu vertiefen und weiterzuentwickeln. Ein zentrales Thema war dabei die Frage nach den Verbindungen und Gemeinsamkeiten zwischen der Klima- und der Grundeinkommensbewegung. Als wesentlicher Berührungspunkt wurde herausgearbeitet, dass beide Bewegungen die Dominanz des Kapitalismus und die einseitige Fixierung auf Erwerbsarbeit kritisch hinterfragen. Anstelle eines Wirtschaftssystems, das auf kontinuierlichem Wachstum und Konsumismus basiert und mitunter sinnlose oder schädliche Arbeiten hervorbringt, streben sowohl die Grundeinkommens- als auch die Klimabewegung eine Wirtschaftsordnung an, die sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen und den Erfordernissen des Ökosystems orientiert.

Aktivismus als Lebensform

Am Freitagabend berichtete die Schweizer Fridays-for-Future-Gründerin und Jugenddelegierte Marie-Claire Graf über ihren aktivistischen Werdegang und die Motivation hinter ihrem gesellschaftlichen Engagement. Sie sprach über die Zukunftsängste der jüngeren Generation angesichts des Klimawandels und betonte die Notwendigkeit, Aktivismus nicht nur als Tätigkeit, sondern als integralen Bestandteil der eigenen Lebensform zu betrachten.

Initiativen und Projekte

Der Samstag begann mit einem Vortrag von Herbert Jauch, der sich in Namibia für eine Grundeinkommenskoalition und die Schulung von Aktivist*innen einsetzt. Jauch schilderte, wie das Pilotprojekt zum Bedingungslosen Grundeinkommen in Otjivero ab 2008 zunächst sehr positive Ergebnisse zeigte, u. a. eine Verringerung der Armut, eine Verbesserung der gesundheitlichen Situation, eine höhere Schulbesuchsquote und die Belebung der lokalen Wirtschaft. Trotz dieser Erfolge kam es nach Auslaufen des Projekts nicht zu einer Fortsetzung oder Ausweitung. Stattdessen zeigten sich starke Widerstände seitens der namibischen Regierung, der Kirchen und internationaler Geldgeber wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF).

Im Anschluss an den Vortrag von Herbert Jauch stellte Rebecka Ambjörnsson das Projekt KARUNA Family vor, bei dem sich Jugendliche in einem Freiwilligen Jahr selbst entwickeln können. Susanne Wiest und Uschi Bauer erzählten die Geschichte der „Krönungswelle“ von 2012. Die „Krönungswelle“ war eine Aktion der Grundeinkommensbewegung, bei der Menschen durch das Aufsetzen von Pappkronen symbolisch zu „wahren Souveränen“ gekrönt wurden. Die Idee dahinter: Ein Grundeinkommen würde die Menschen befähigen, aufrecht und selbstbestimmt durchs Leben zu gehen.

Anschließend präsentierten Christina Strohm und Dorothee Herzog von „Mein Grundeinkommen” Zwischenergebnisse aus ihrem Projekt. Ein vorläufiger Bericht zeigte, dass Menschen, die ein Grundeinkommen erhalten, klimafreundlichem Handeln eine höhere Bedeutung beimessen. Das Grundeinkommen scheint demnach auch einen positiven Effekt auf ökologisch nachhaltiges Verhalten zu haben.

Ulrich Schachtschneider (Universal Basic Income Europe) stellte Überlegungen zu einem ökologischen Grundeinkommen vor. Er argumentierte, dass Ansätze wie der Klimageld-Bonus bereits Schritte in Richtung einer Verknüpfung von sozialer Sicherheit und ökologischer Nachhaltigkeit darstellen. Schachtschneider vertrat die These, dass ein Grundeinkommen dazu beitragen könnte, die Nachfrage nach ökologisch fragwürdigen Konsumgütern und Dienstleistungen zu reduzieren. Dadurch könnte eine Grundeinkommensreform langfristig zu einer Verkleinerung des Wirtschaftssystems führen und somit positive Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Ziviler Ungehorsam und Widerstand

Am Samstagnachmittag traten Lina Johnson (Letzte Generation), Kali* (Ende Gelände) und Werner Rätz (Netzwerk BGE Attac) auf. Lina Johnson erzählte persönlich von ihrem Aktivismus und sprach im Rückgriff auf Theoretiker*innen (u. a. Erica Chenoweth & Gene Sharp) und historische Beispiele über die unterschätzte Kraft des zivilen, friedlichen Widerstands. Kali* präsentierte vielfältiges Videomaterial von Aktionen zivilen Ungehorsams gegen Braunkohletagebau. Der anschließende Vortrag von Werner Rätz stand den Präsentationen seiner jüngeren Mitstreiter*innen in Sachen Leidenschaft und Engagement in nichts nach.

Lina Johnson

Ich wurde als Sprecherin der Letzten Generation eingeladen an der Aktivist:innen Tagung teilzunehmen und habe mich sehr über die Einladung gefreut. Ich habe die Tagung als einen mehrtägigen, intensiven und dennoch äußerst angenehmen Ort des Wissens- und Erfahrungsaustauschs wahrgenommen mit konkreter Ausarbeitung von Umsetzungsmöglichkeiten. Besonders gefallen hat mir, die persönliche Note der Veranstaltung und die diversen Altersgruppen, die aufeinander trafen, miteinander bei vorzüglichem veganen Buffet-Häppchen schnackten und sich vernetzten. Ich habe das bedingungslose Grundeinkommen vorher schon als wichtig und sinnvoll angesehen, habe jetzt aber auch noch meinen Blick in Bezug auf den Zusammenhang mit effektiverem Klimaschutz und Absicherung von vulnerablen Gruppen in sich zuspitzenden Krisenzeiten vertiefen können. Ich finde die Idee, direkte Aktionen aus dem friedlichen zivilen Ungehorsam mit den Forderungen nach Bedingungslosem Grundeinkommen zu verbinden richtig gut und hoffe dass sich die Bewegung organisiert, verbindet und ausprobiert.

Abschluss der Tagung

Der Sonntag startete mit einer Zusammenfassung der persönlichen Eindrücke aller verbliebenen Teilnehmenden. Zum Abschluss moderierte Rebecca Panian das Format „Voll auf die 12“, bei dem zwölf geloste „Geschworene“ sich in begrenzter Zeit auf einen Lösungsvorschlag einigen mussten. Rebecca Panian hatte Enno Schmidt vorgeschlagen, dieses Format durchzuführen, um am Ende möglichst konkrete Ansätze zu haben, wie Klima- und Grundeinkommensbewegung zusammenkommen können. „Ich fand das Zusammenbringen der Klima- und der Grundeinkommens-Bewegungen grossartig!“, so Rebecca Panian. Sie lobte die Struktur der Tagung, die neben Inputvorträgen auch Raum für vertieften Austausch und Vernetzung bot: „Die Struktur der Tagung war sehr gut, weil es nicht nur einen Input-Vortrag nach dem anderen gab, sondern nach ca. 4 Inputbeiträgen gab es die Möglichkeit, sich vertieft mit der Person auszutauschen, deren Beitrag mit einem selbst am meisten resonierte.“

Die Veranstaltung habe sie nachhaltig berührt, „weil diese Zusammenführung der 2 Welten – Klima und Grundeinkommen – wirklich enorm schön und wichtig war. Vor allem auch deswegen, weil ein Grundeinkommen so viel mehr Menschen ermöglichen würde, sich für das Gemeinwohl – und den Planeten – zu engagieren!“ Aus der Tagung seien viele wertvolle Kontakte entstanden, und Rebecca ist gespannt, was daraus noch erwachsen wird. Wir haben sie gefragt, ob die Tagung ihre Sichtweise auf das Bedingungslose Grundeinkommen verändert hat: „Nein. Nur bestätigt, dass die Idee einfach wirklich der Knaller ist und ich mein Möglichstes tun will, damit es bald Realität wird – als Menschenrecht.“

Fazit

Während der gesamten Tagung herrschte eine angenehme und kollegiale Atmosphäre, zu der auch das schmackhafte vegane Catering der Sin Carne Schwarzwald GmbH beitrug. Die Struktur der Veranstaltung mit Impulsvorträgen und anschließenden Gesprächskreisen ermöglichte nicht nur eine inhaltliche Vertiefung der behandelten Themen, sondern förderte auch den Austausch und die Vernetzung zwischen den Teilnehmenden. Durchschnittlich waren etwa 70 Personen bei der Tagung anwesend, was vom großen öffentlichen Interesse für die Veranstaltung zeugt.

Insgesamt unterstrich die Tagung die Bedeutung und den Wert eines interdisziplinären und transaktivistischen Dialogs zwischen der Klimaschutz- und der Grundeinkommensbewegung. Viele Teilnehmende nahmen neue Erkenntnisse, Kontakte und Impulse für konkretes Handeln mit nach Hause. Es bleibt spannend zu verfolgen, welche weiteren Entwicklungen und Initiativen aus den entstandenen Verbindungen hervorgehen werden.

Jetzt auf YouTube: UBI in Central and Eastern Europe: Attention, Strategies and Reforms

Am 20. Juni 2024 fand im Rahmen der “Politics of Basic Income Talk Series” die Online-Veranstaltung “UBI in Central and Eastern Europe: Attention, Strategies and Reforms” statt. Dabei sprachen zwei Expert:innen über das Bedingungslose Grundeinkommen in ihren jeweiligen Herkunftsländern.
 
Maciej Szlinder stellte ein geplantes, letztlich jedoch aufgrund von Finanzierungsproblemen nicht umgesetzes Pilotprogramm in der polnisch-russischen Grenzregion vor und erläuterte dessen Konzeption und öffentliche Resonanz.
 
Boglárka Herke besprach das Grundeinkommen in Ungarn. Sie konzentrierte sich dabei auf die öffentliche Wahrnehmung, insbesondere im Kontext der zunehmenden Bedeutung künstlicher Intelligenz. Zudem analysierte sie die Faktoren, die der breiteren Akzeptanz des bedingungslosen Grundeinkommens in der ungarischen Bevölkerung entgegenstehen.
Kurzbiographien der Vortragenden:
 
Boglárka Herke ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institute for Sociology, HUN-REN Centre for Social Sciences. Sie promovierte an der Corvinus University Budapest. Ihre Hauptforschungsinteressen umfassen Einstellungen zur Wohlfahrt, Sozial- und Familienpolitik sowie Alleinerziehende. Sie ist an einem Forschungsprojekt beteiligt, das die Einstellungen zum BGE in Ungarn im Kontext des zukünftigen Arbeitsmarktes untersucht. Eine aktuelle Veröffentlichung im Rahmen des Projekts ist: Herke, B., & Vicsek, L. (2022). The attitudes of young citizens in higher education towards universal basic income in the context of automation—A qualitative study. International Journal of Social Welfare, 31(3), 310–322. https://doi.org/10.1111/ijsw.12533
 
Maciej Szlinder ist Philosoph, Soziologe und Ökonom. Er promovierte am Institute of Philosophy der Adam Mickiewicz University in Poznań. Er ist Präsident des Polish Basic Income Network, Mitglied von Unconditional Basic Income Europe und des Spanish Basic Income Network sowie Autor von Unconditional Basic Income: Revolutionary reform of society in the XXI century (2018). Er ist Herausgeber der wissenschaftlichen Zeitschrift Theoretical Practice und Mitglied des Nationalrats der polnischen politischen Partei Razem.
 
Die Vortragsreihe “Politics of Basic Income Talk Series” wird monatlich vom Bath UBI Beacon und dem Freiburg Institute of Basic Income Studies (FRIBIS) in Kooperation mit dem Basic Income Earth Network (BIEN) organisiert.

Jetzt auf YouTube: Emergency basic income: Distraction or Opportunity (Politics of Basic Income Talk Series)

Am 16. Mai untersuchten Jurgen De Wispelaere und Francesca Bastagli im Rahmen der “Politics of Basic Income”-Gesprächsreihe die Auswirkungen des Krisen-Grundeinkommens (Emergency Basic Income, EBI) auf die sozialen Sicherungssysteme und die Beziehung zum Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE). Sie analysierten, ob das Krisen-Grundeinkommen in bestehende Sicherungssysteme integriert werden, Barrieren überwinden und Veränderungen hin zu großzügigeren Politiken vorantreiben kann. Zudem diskutierten sie die unterschiedlichen Meinungen darüber, ob das Krisen-Grundeinkommen eine Chance oder einen Irrweg für die zukünftige Entwicklung des BGE darstellt.
 
Vor dem Hintergrund der Corona-Krise gewann die Idee, der überwiegenden Mehrheit der Bürger:innen für einen begrenzten Zeitraum eine sofortige bedingungslose finanzielle Unterstützung zu gewähren, sowohl bei Entscheidungstragenden als auch in der Öffentlichkeit erheblich an Zugkraft. Mehrere Länder gingen dazu über, Geldtransfers einzuführen, die dem Krisen-Grundeinkommen (EBI) in wesentlichen Aspekten ähneln.
 
Das Modell des Krisen-Grundeinkommens wirft eine Reihe interessanter Fragen sowohl für Politikanalyst:innen als auch für Forschende im Bereich der sozialen Sicherung auf. Die Referierenden konzentrierten sich darauf, wie das Krisen-Grundeinkommen mit bestehenden sozialen Sicherungssystemen zusammenspielt und ob es in der Lage sein könnte, auf bestehenden Programmen aufzubauen oder einen Wandel hin zur Gestaltung und Einführung weniger zielgerichteter und großzügigerer Politiken der sozialen Sicherung in naher Zukunft voranzutreiben.
 
Eine ebenso wichtige Frage ergibt sich in Bezug darauf, wie das Krisen-Grundeinkommen zum BGE passt. Dabei müssen die klaren Gegensätze sowohl im Design (temporär versus permanent) als auch im Kontext (kurzfristiger Notfall versus langfristiger stabiler Zustand) berücksichtigt werden. Die Grundeinkommens-Community selbst ist gespalten in der Frage, ob das Krisen-Grundeinkommen als Chance gesehen werden sollte, das öffentliche Bewusstsein und die politische Unterstützung für ein Grundeinkommen weiter zu stärken, oder als Irrweg, der lediglich die produktive Entwicklung der sozialen Sicherung gefährden würde.
 
Die Veranstaltung baute auf einer Plenarsitzung des 21. BIEN-Kongresses auf, der vom 26. bis 28. September 2022 in Brisbane, Australien, stattfand und bei dem Politikexpert:innen, Vertreter:innen von INGOs und Wissenschaftler:innen, die sich mit dem Grundeinkommen beschäftigen, die Vorzüge und Auswirkungen des Vorschlags für ein Krisen-Grundeinkommen während der Corona-Pandemie diskutierten.
 
Die von der Bath UBI Beacon und dem Freiburg Institute of Basic Income Studies (FRIBIS) in Partnerschaft mit dem Basic Income Earth Network (BIEN) veranstaltete Politics of Basic Income Gesprächsreihe findet seit Oktober 2023 jeden dritten Donnerstag im Monat statt. Expert:innen aus der ganzen Welt geben Einblicke in die Politik, den Aufbau von Bewegungen und die Forschung zum BGE.
 
 

Buchvorstellung und Expert:innenworkshop zum Thema Grundeinkommen und soziale Macht an der Universität Freiburg (4. und 5. September 2024)

Am 4. und 5. September organisiert das FRIBIS zwei Veranstaltungen zum Grundeinkommen und dessen Potenzial, soziale Macht und Freiheit zu fördern.

Am 4. September 2024 stellt David Casassas sein neues Buch Unconditional Freedom: Universal Basic Income and Social Power (2024) an der Universität Freiburg vor. Die von der Universität Freiburg in Kooperation mit FRIBIS organisierte Veranstaltung bietet eine Diskussion mit dem Autor, an der auch Ben Spies-Butcher (Macquarie University) und Bianca Blum (Universität Freiburg) teilnehmen werden.

Casassas untersucht in seinem Buch, wie ein Bedingungsloses Grundeinkommen dazu beitragen kann, soziale Ausgrenzung und prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu verringern und zugleich die Verhandlungsmacht von Individuen und Kollektiven zu stärken. Die Buchpräsentation bildet den Auftakt zu einer zweitägigen intensiven Auseinandersetzung mit dem Grundeinkommen und dessen Möglichkeiten, Arbeitnehmern eine Exit-Option zu bieten.

Die Veranstaltung ist kostenlos und öffentlich zugänglich. Für weitere Informationen klicken Sie hier.

Am darauffolgenden Tag, dem 5. September 2024, veranstaltet FRIBIS einen Expert:innenworkshop mit dem Titel “Basic Income as an Exit Device: Possibilities and Challenges” im Liefmann-Haus. Der von Jurgen De Wispelaere und Fabienne Hansen organisierte Workshop versammelt Befürworter:innen und Kritiker:innen der Exit-Option und deren Rolle in einer Grundeinkommengesellschaft. Neben David Casassas und Ben Spies-Butcher werden auch Nachwuchsforschende ihre Ergebnisse präsentieren und zur Diskussion stellen.

Der Workshop setzt sich zum Ziel, die aktuelle Kritik am Bedingungslosen Grundeinkommen als Exit-Option genauer in den Blick zu nehmen. Kritiker:innen argumentieren, dass ein Grundeinkommen möglicherweise keine wirklich tragfähige Ausstiegsmöglichkeit darstellt, da Exit-Optionen nicht ohne weiteres auf die heterogene Arbeitnehmer:innenschaft übertragbar seien. Zudem bestehen Zweifel, ob ein Grundeinkommen tatsächlich die soziale Macht der Arbeitnehmenden stärken und die Verhandlungsposition gegenüber Arbeitgeber:innen entscheidend verbessern kann.

Vortragende & Präsentationen: 

  • David Casassas (University of Barcelona): Bargaining Power: Exit Options for Entry Doors and the Emancipatory Potential of Basic Income
  • Clem Davies (University of Freiburg): Universal Basic Income and Exit Options – An Experimental Approach
  • Jurgen De Wispelaere (University of Bath) & Tobias Jäger (University of Freiburg): Basic Income Exit as a Social Good
  • Jeeeun Jang (Tampere University): Why Context Matters: The Role of Basic Income in Exit Mechanisms
  • Ben Spies-Butcher (Macquarie University): Exits Both Ways? Reflections on Basic Income, Care and Work
  • Mike Howard (University of Maine) and Bernhard Neumärker (University of Freiburg): Basic Income as an Exit Device: Ordoliberalism Meets Socialism. Discussion moderated by Jurgen De Wispelaere (University of Bath)

Für weitere Informationen zum Workshop klicken Sie hier.

Bitte beachten Sie, dass es sich um eine geschlossene Veranstaltung handelt. Wenn Sie an einer Teilnahme interessiert sind oder weitere Informationen wünschen, wenden Sie sich bitte an Fabienne Hansen.

Jetzt auf YouTube: Vincent Liegey – A Degrowth Perspective on UBI (Basic Income Politics Talk Series)

Vincent Liegey hielt am 18. April 2024 einen Vortrag über die Integration des bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) in die Degrowth-Bewegung. Sein Vortrag fand im Rahmen der „Basic Income Politics Talk Series” statt, die vom Bath UBI Beacon und dem Freiburger Institut für Grundeinkommensstudien (FRIBIS) in Kooperation mit dem Basic Income Earth Network (BIEN) veranstaltet wird.

Liegey untersuchte das Potenzial des BGE als Instrument für systemischen Wandel und erörterte, wie es mit den Prinzipien der Degrowth-Bewegung in Einklang gebracht werden kann, um zu einer nachhaltigen und gerechten Zukunft beizutragen. Er sprach über die Bedingungen, unter denen das BGE als wirksames Instrument für Degrowth-Initiativen dienen könnte und bemühte sich darum, das BGE innerhalb eines größeren Referenzrahmen zu diskutieren. Dabei ging er unter anderem auf Aspekte wie universellen Grunddienste, lokale, alternative, nicht-spekulativen Tauschsysteme, Höchsteinkommen, Umverteilung des Vermögens, Dekommodifizierung, Gemeinschaftsgüter ein.

Zur Person: Vincent Liegey ist Ingenieur, interdisziplinärer Forscher und Koordinator der internationalen Degrowth-Konferenzen und des Observatoire de la Décroissance. Er hat mehrere Bücher über Degrowth mitverfasst, darunter Exploring Degrowth: A Critical Guide (Pluto Press, 2020), Décroissance, Fake or Not (Tana Editions, 2022), Sobriété (la vraie): mode d’emploi (Tana Edition, 2023) und Un Projet de Décroissance (Utopia, 2013). Darüber hinaus leitet Liegey Cargonomia, ein in Budapest ansässiges Zentrum, das sich der Forschung und Erprobung von Degrowth widmet. Cargonomia fungiert auch als Sozialgenossenschaft, die nachhaltige logistische Lösungen anbietet und den lokalen Lebensmittelvertrieb mit Lastenrädern ermöglicht.

An Grundeinkommensforschung teilnehmen und Geld verdienen: FRIBIS-Team SoCoBis veranstaltet Grundeinkommensexperimente zwischen 22. und 24. April

Das FRIBIS-Team SoCoBis veranstaltet vom 22. bis 24. April 2024 eine Reihe von verhaltensökonomischen Experimenten an der Universität Freiburg. Teilnehmende haben die Gelegenheit, sich in einem spielerischen und interaktiven Rahmen aktiv an der Grundeinkommensforschung zu beteiligen und dabei auch noch Geld zu verdienen.

Die Experimente werden auf Englisch durchgeführt und stehen allen offen, nicht nur Studierenden. An den drei Tagen werden verschiedene Zeitfenster angeboten, wobei jede Sitzung etwa 90 Minuten dauert.

Interessierte können sich über die Eventbrite-Seite für die Experimente anmelden. Dort finden sie auch weitere Details zu den genauen Terminen, Uhrzeiten und Orten der Experimente. Bei Fragen oder Anliegen wenden Sie sich bitte an die Organisator:innen unter socobis@fribis.uni-freiburg.de.

 

Call for Papers für FRIBIS-Jahrestagung 2024: Towards the development of a full UBI? (Freiburg, 7. – 9. Oktober)

FRIBIS-Jahrestagung 2024: Towards the development of a full UBI?

Das FRIBIS lädt zu seiner Jahrestagung 2024 ein, die vom 7. bis zum 9. Oktober in Freiburg stattfindet. Die Veranstaltung, die unter dem Titel „Towards the development of a full UBI? Perspectives on partial approaches in different welfare systems“ steht, widmet sich partiellen Grundeinkommensmodellen und deren Implementierung in verschiedene sozialstaatliche Systeme. Die Analyse umsetzbarer Entwürfe eines partiellen Grundeinkommens soll Wege aufzeigen, der Idee eines Bedingungslosen Grundeinkommens politische Geltung zu verschaffen. Das FRIBIS ist insbesondere an Beiträgen zu den Themen sozialer Sicherung/social protection floors, Nachhaltigkeit und Fragestellungen im internationalen Kontext interessiert.

Die Tagung besteht aus einem Kerntagungsteil mit Keynotes, Plenary Sessions, Kerntagungspanels und Präsentationen der entsprechenden Kern-FRIBIS-Teams zu einem aktuellen und zentralen Thema der Grundeinkommensdiskussion sowie einem offenen Tagungsteil. Die Veröffentlichung eines Sammelbandes ist geplant; der beste Beitrag wird mit dem FRIBIS Best Paper Award in Höhe von 1.000 € prämiert.

Veranstaltungsdetails

 

Themen und Einreichung von Beiträgen

Die FRIBIS-Jahrestagung umfasst drei Kernthemen: soziale Grundsicherung, Nachhaltigkeit und globale Perspektiven auf das Grundeinkommen. Für eine detaillierte Beschreibung der Themenbereiche und spezifische Fragestellungen besuchen Sie bitte die Veranstaltungsseite.

  • Call for Papers: Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen sind eingeladen, ihre Abstracts und Manuskripte zu den genannten Themen einzureichen.
  • Call for Workshops: Workshops bieten Raum für kreative und experimentelle Workshop-Formate.

Registrierung für Zuhörende 

Die Registrierung für Zuhörende wird ab dem 5. Juli 2024 über die FRIBIS-Veranstaltungsseite möglich sein. Die Teilnahme ist kostenlos.