In einem Artikel vom 30. Januar 2024 präsentierte Utopia.de – eine Plattform, die sich die Förderung nachhaltiger Lebensweisen zum Ziel setzt – zwei konträre Positionen zum Grundeinkommen. Die Ökonomen Bernhard Neumärker, Direktor des FRIBIS, und Giacomo Corneo, Professor für öffentliche Finanzen an der Freien Universität Berlin, brachten dafür ihre Argumente in Stellung. Bei allen Unterschieden sind sich beide darin einig, dass das bestehende Sozialsystem einer Reform bedarf.

Bernhard Neumärker zum Potenzial des Grundeinkommens

Bernhard Neumärker vertritt die Ansicht, dass das BGE weit mehr als nur eine Antwort auf die „Lohnsklaverei“ sei; er sieht darin einen Katalysator für eine gerechtere und produktivere Wirtschaft. Durch das BGE erhalten Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor eine „Exit-Option“, was zu faireren Löhnen führen und die Gesellschaft insgesamt produktiver machen könnte, da Menschen die Freiheit hätten, Arbeiten zu wählen, die ihren Neigungen entsprechen. Neumärker argumentiert, dass das BGE die Bürokratie verringern, die individuelle Freiheit erhöhen und den Menschen ermöglichen würde, moralisch fragwürdige oder ausbeuterische Jobs abzulehnen. Er betont auch, dass ein BGE in Krisenzeiten flexibler und zielgerichteter als bedarfsorientierte Systeme wie Hartz IV reagieren könnte und hebt positive Effekte auf die mentale Gesundheit basierend auf Experimenten, etwa in Finnland, hervor.

Grundeinkommensskeptiker Giacomo Corneo

Im Gegensatz dazu steht Giacomo Corneo einer Einführung des Grundeinkommens kritisch gegenüber. Er argumentiert, dass ein BGE die Gesellschaft spalten würde. So könne es dazu führen, dass ein Teil der Menschen ausschließlich vom Grundeinkommen lebe, während andere weiterhin arbeiten würden und einen Großteil ihres Einkommens versteuern müssten, um das Grundeinkommen zu finanzieren. Corneo sieht daher die Gefahr eines „Ausbeutungsverhältnisses“. Als Alternative sieht er einen „Aktienmarktsozialismus“ vor, bei dem große Unternehmen zu einem erheblichen Teil (mindestens 51 %) in öffentlichem Eigentum stehen und deren Dividenden für eine Art soziale Dividende verwendet werden, die allerdings geringer ausfallen würde als ein BGE.

Wer mehr über die Argumente und Erwiderungen von Prof. Neumärker und Prof. Corneo erfahren möchte, findet den Utopia.de-Artikel hier.