Internationales Forschungsprojekt “ecoMOD” entwickelt Politikoptionen für eine resiliente Gesellschaft

Ab Herbst 2023 startet das internationale Forschungsprojekt ecoMOD, das von der FRIBIS Mitarbeiterin Dr. Tanja Kirn koordiniert wird. Ziel ist es, Politikoptionen für eine resiliente Gesellschaft zu evaluieren. Schwerpunkte sind hierbei die Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Alterssicherung, die Ursachen von Armut und Ungleichheit sowie die Möglichkeiten der Rückerstattung von CO₂-Steuereinnahmen.

Das Forschungsprojekt wird von der Europäischen Kommission im Rahmen des Förderprogramms Erasmus+ kofinanziert. Projektpartner sind renommierte Institutionen wie das Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER/Luxemburg), die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Deutschland), die NUI Galway (Irland) sowie das FPB Brussels / KU Leuven (Belgien).

Pensionen – mit welchen Reformen auf den demografischen Wandel reagieren?

Umlagefinanzierte Alterssicherungssysteme geraten durch den demografischen Wandel unter Druck, da die Lebenserwartung steigt und immer weniger Beitragszahlende immer mehr Pensionierten gegenüberstehen. Dadurch stellt sich die Frage, welche Reformoptionen für umlagefinanzierte Altersicherungssysteme wie die gesetzliche Rentenversicherung (Deutschland) oder die Alters- und Hinterlassenschaftsversicherung (Schweiz) bestehen. Das Spektrum reicht von einer Erhöhung (Koppelung) des gesetzlichen Rentenalters (an die Lebenserwartung), einer altersabhängigen Anrechnung von Beitragsjahren und damit einer Flexibilisierung des Renteneintritts (und der Rentenhöhe), Erhöhung der Beitragssätze, Anpassung der Hinterlassenenrenten, bis hin zu einer Erhöhung der Anreize zur Erwerbstätigkeit (über das gesetzliche Rentenalter hinaus).

Das Forschungsprojekt ecoMOD analysiert, wie sich einzelne und kombinierte Reformmaßnahmen auf das zukünftige Renteneinkommen auswirken. Dabei wird auch untersucht, welchen Effekt Veränderungen in der Erwerbsbeteiligung (z. B. Erhöhung der Frauenerwerbsquote) auf das Rentensystem haben.

Armut – was sind die Hauptursachen von Armut und Ungleichheit?

Die Anzahl der dauerhaft von Armut bedrohten Menschen ist in Europa in den letzten Jahren gestiegen. Ein Grund für diese Entwicklung ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit sowie die Folgen der Finanzkrise, die zu niedrigeren Haushaltseinkommen in Europa geführt haben. Wissenschaftliche Untersuchungen deuten überdies darauf hin, dass ein Hochschulabschluss heute nicht mehr so stark vor Armut schützt wie früher. Seit der Finanzkrise spielen stattdessen die Beschäftigungsstabilität und eine gute Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder eine wichtigere Rolle. Darüber hinaus scheinen kurz- und langfristige Maßnahmen zur Armutsbekämpfung, wie sie während der COVID-19-Pandemie oder der Energiepreiskrise umgesetzt wurden, an Bedeutung gewonnen zu haben.

EcoMOD möchte bereits bestehende Simulationsmodelle verbessern, die Auswirkungen von Wirtschaftskrisen auf die Einkommensverteilung abbilden. Außerdem werden die Modelle um Module aus geographischen Informationssystemen ergänzt, um regionale Muster erkennen und räumliche Wirtschaftsindikatoren entwickeln zu können.

Umwelt – wie können Einnahmen aus einer CO₂-Steuer rückvergütet werden?

CO2-Steuern gelten als der kosteneffizienteste Hebel, um zur Bekämpfung des Klimawandels Kohlenstoffemissionen zügig und umfassend zu reduzieren.  In der Regel sind CO₂-Steuern jedoch regressiv, d. h. die prozentuale Steuerbelastung nimmt mit steigendem Einkommen ab: Haushalte mit niedrigem Einkommen geben tendenziell einen höheren Anteil ihres Einkommens für emissionsintensive Güter und Dienstleistungen aus als Haushalte mit höherem Einkommen.

Dialog zwischen politischen Entscheidungsträgern, der Öffentlichkeit und der Wissenschaft

Neben der Weiterentwicklung von Lehre und Forschung besteht ein weiteres Ziel des Projekts darin,
den Dialog zwischen Politik, Öffentlichkeit und Wissenschaft zu fördern. Daher werden wir
verschiedene Informationskanäle (Print- und Online-Medien) nutzen, um über das Projekt zu
informieren. Die Zwischenergebnisse werden im Rahmen einer Konferenz im Winter 2024/25 an der
Universität Liechtenstein präsentiert. Darüber hinaus werden wir mit Abendvorträgen, Blogs und
Podcasts laufend über das Projekt informieren.

Beteiligte Wissenschaftler:innen

Prof. Dr. Bernhard Neumärker; Projektleitung Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Dr. Tanja Kirn, Ass.-Prof.; Projektkoordinatorin und Projektleitung Universtität Liechtenstein

Dr. Denisa Solognon; Projektleitung Universität Luxemburg; LISER – Luxembourg Institute of Socio-Economic Research

Prof. Cathal O’Donoghue; NUI Galway (contractual partner)

Dr. Gijs Dekkers; FPB Brussels, KU Leuven (associated partner)

Dr. Philippe Liégeois, LISER – Luxembourg Institute of Socio-Economic Research

Projekt: 2023-1-LI01-KA220-HED-000157594

Tobias Dumschat im TV-Interview bei SWR Aktuell zu Bürgergeld, Minijobs und Grundeinkommen

In der SWR-Aktuell-Sendung vom 25. August 2023 werden zwei Menschen vorgestellt, die nur mit Mühe ihre Lebenshaltungskosten bestreiten können: Der Breisacher Klaus Endres, der drei verschiedene Minijobs angenommen hat, um sich über Wasser halten zu können, und Claudia, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet und Bürgergeld bezieht.

Klaus Endres trägt um zwei Uhr nachts Zeitungen aus, arbeitet am Baggersee als Ordnungshüter und putzt abends am Breisacher Bahnhof die öffentlichen Toiletten. Nach Abzug von Strom und Versicherungen bleiben ihm weniger als 600 € zum Leben. Trotzdem „besser als im Arbeitsamt hängen“, sagt er. „Es ist zwar wenig. Aber man kann über die Runden kommen.“ Claudia wiederum versteht Klaus Endres Haltung, denn die Stigmatisierung Langzeitarbeitsloser sei groß – ebenso wie die Furcht vor dem völligen sozialen Abstieg. Obwohl Mietzahlungen für sie laut eigener Aussage höchste Priorität besitzen, hat Claudia Angst vor einer drohenden Obdachlosigkeit. Auf die Frage, ob das Bürgergeld für sie als ehemalige Hartz-IV-B Bezieherin etwas ändere, lautet ihre Antwort, es sei „einfach nur ein anderes Wort“.

Die prekären Lebenssituationen von Klaus Endres und Claudia illustrieren, warum das Thema Grundeinkommen mittlerweile breit in der Gesellschaft diskutiert wird: Als sozialpolitische Maßnahmen sind geringfügige Beschäftigungsverhältnisse und Bürgergeld zweifellos verbesserungsfähig. Das bedingungslose Grundeinkommen stellt in diesem Zusammenhang eine Alternative dar, die Menschen aus toxischen Abhängigkeiten und prekären Lebensverhältnissen befreien könnte.

Tobias Dumschat, FRIBIS-Pressereferent und Koordinator des FRIBIS-Teams Care, wurde von SWR Aktuell als Experte interviewt: Ist das Bürgergeld lediglich alter Wein in neuen Schläuchen? Was ist von Minijobs zu halten? Und inwieweit könnte das Grundeinkommen für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen? Simplifizierenden Antworten auf diese komplexen Fragen erteilt Tobias Dumschat eine klare Absage. Das Interview sehen Sie ab 09:56. Den vollständigen Beitrag sehen Sie ab 03:54.

PostDoc Lisa Reuter ist Preisträgerin des Erasmus Prize for the Liberal Arts and Sciences 2023

Lisa Reuter, die seit Oktober 2022 als PostDoc am FRIBIS tätig ist, hat für ihre Dissertation in Psychologie den „Erasmus Prize for the Liberal Arts and Sciences“ i. H. v. 3.500 € erhalten, der vom University College Freiburg jährlich in zwei Kategorien vergeben wird. Ihre kumulative Doktorarbeit am Institut für Psychologie und im Exzellenzcluster „Living, Adaptive and Energy-autonomous Materials Systems“ (livMatS) trägt den Titel Bridging Over the Troubled Waters of Quantitative and Qualitative Methods: Exploring Cognitive-Affective Maps in Empirical Research.

Am Grundeinkommen interessieren Lisa Reuter vor allem Fragen der sozialen Umverteilung, sozialpolitische Narrative, Konzeptualisierungen von Mensch und Gesellschaft, die sozialökologische Transformation, Gemeingüter sowie interdisziplinäre Forschungsansätze.

Lisa Reuters Doktorarbeit: Grenzen und Möglichkeit der Methode der Cognitive Affective Maps (CAMs)

„Dr. Lisa Reuter hat in ihrer kumulativen Doktorarbeit am Institut für Psychologie und im Exzellenzcluster „Living, Adaptive and Energy-autonomous Materials Systems“ (livMatS) der Universität Freiburg die Möglichkeiten und Grenzen der von Paul Thagard entwickelten Methode der „Cognitive Affective Maps“ (CAMs) untersucht. CAMs sind Karten, die Überzeugungen in Form von visuellen Netzwerken abbilden und Bewertungen als positiv, negativ, neutral oder ambivalent erlauben. Dieser methodische Ansatz findet in der Mixed-Methods-Forschung Anwendung. In drei unterschiedlichen Fallstudien hat Reuter CAMs eingesetzt und die Ergebnisse analysiert. Hierbei verwendete sie eine Software, die es Einzelpersonen unaufwändig erlaubt, Erfahrungen und Eindrücke zu einem gegebenen Thema zu visualisieren – wodurch größere und standardisierte CAM-Datensätze möglich wurden.

Reuter untersuchte mithilfe von CAMs, ob sich kognitiv-affektive Wahrnehmungen der Coronapandemie durch regelmäßige Spaziergänge veränderten. Eine Querschnittsstudie mit Teilnehmer*innen aus Deutschland und Kanada widmete sich außerdem der empfundenen Bedrohung durch das Coronavirus. In einer dritten Studie untersuchte Reuter, wie bei der Entwicklung neuer Technologien die Nachahmung von Naturphänomenen wahrgenommen wird und kombinierte hierzu psychologische und philosophische Ansätze. Für ihre Studien kooperierte sie auch mit Partner*innen aus Politikwissenschaft und Philosophie. Reuter kommt zu dem Ergebnis, dass der computergestützte Einsatz von CAMs Brücken zwischen qualitativen und quantitativen Methoden schlagen und gerade bei interdisziplinären Arbeiten die Vorteile beider Ansätze vereinen kann.“

Quelle: Hochschul- und Wissenschaftskommunikation der Universität Freiburg

Prof. Dr. Almaz Zelleke wird im Oktober 2023 Gastprofessorin bei FRIBIS sein

Im Anschluss an ihre Keynote auf der diesjährigen FRIBIS-Jahreskonferenz bleibt Almaz Zelleke, Professorin für praktische Politikwissenschaft an der NYU Shanghai und Mitglied des FRIBIS-Teams UBI und Gender, für zwei Wochen als Gastprofessorin bei FRIBIS. Während ihres Aufenthalts wird sie einen Workshop für FRIBIS-Doktoranden zum Thema “How to Make the Best of Academic Conferences” geben und mit ihnen Ideen für ihre Forschungsprojekte austauschen. Nach dem Besuch von Prof. Dr. Toru Yamamori im September freut sich das FRIBIS Gender Team besonders, endlich ein weiteres Teammitglied persönlich kennenzulernen und sich weiter mit dem Thema UBI aus der Genderperspektive zu beschäftigen.

Prof. Dr. Almaz Zelleke ist Professorin für praktische Politikwissenschaft an der NYU Shanghai. Sie ist spezialisiert auf UBI, einschließlich Gender, politische Theorie und öffentliche Politik, feministische politische Theorie und vergleichende politische Ökonomie. Ihre Artikel über Grundeinkommen, Verteilungsgerechtigkeit, Wohlfahrtspolitik und feministische politische Theorie wurden in Basic Income Studies, Political Quarterly, Journal of Sociology and Social Welfare, Policy and Politics, Review of Social Economy, Journal of Socio-Economics und Political y Sociedad veröffentlicht. Sie lebt in New York City.

“The State Of The Art In Basic Income Policy” [Video Serie] – 5 Top Autoren teilen ihr Wissen

Willkommen zu unserer öffentlichen, englischsprachigen Vortragsreihe zum Thema “The State Of The Art Of Basic Income Policy”, die im April und Mai 2023 veranstaltet und aufgezeichnet wurde. Fünf Forschende stellen ihre bereits veröffentlichten Papers vor und geben einen vertieften Einblick in ihre Arbeit. Professor Jurgen De Wispelaere, der im Sommer 2023 die GWP-Gastprofessur innehat, moderiert die Vortragsreihe.
Assist.-Prof. Dr. Pilar Gonalons-Pons (University of Pennsylvania)
Dr. Leire Rincón (Autonomous University of Barcelona)

On Monday, 24th April 2023, Prof. Dr. Milena Buchs (University of Leeds) presented a lecture on Sustainable welfare: How do universal basic income and universal basic services compare?(article link).

Bio: Milena Buchs’s research focuses on sustainable welfare and just transitions. She has published widely on the relationship between economic growth and welfare states, and the question of how welfare states can be transformed so that everyone’s needs can be achieved within planetary limits. Several of her publications also focus on the distributional and justice implications of climate policies and measures that improve their distributional outcomes.

On Wednesday, 26th April 2023, Assit.-Prof. Dr. Femke Roosma (Tilburg University) presented a lecture on Between left and right: A discourse network analysis of Universal Basic Income on Dutch Twitter” (article link).

Bio: Femke Roosma’s research focusses on the legitimacy of social policies and welfare states. She studies multiple dimensions of support for the welfare state, solidarity and deservingness perceptions and support for universal basic income. Her research on basic income has appeared in leading journals in sociology and social policy.

On Wednesday, 3rd May 2023, Assist.-Prof. Dr. Pilar Gonalons-Pons (University of Pennsylvania) presented a lecture on Exit, voice and loyalty in the family: findings from a basic income experiment(article link).

Bio: Pilar Gonalons-Pons’s research examines how work, families, and public policies structure economic inequalities. Much of her work, published in leading international journals in sociology and social policy, is guided by the overall goal to develop a comprehensive understanding about the political economy and gendering of care and reproductive paid and unpaid work and its contribution to economic inequalities.

On Monday, 8th May 2023, Prof. Dr. Tim Vlandas (University of Oxford) presented a lecture on The political economy of individual-level support for the basic income in Europe(article link).

Bio: Tim Vlandas’s research interests are in comparative political economy with a particular focus on the determinants and consequences of social and economic policies. He has written several articles on basic income in leading international publications and in 2022 published Foreign States in Domestic Markets (Oxford University Press).

On Wednesday, 10th May 2023, Dr. Leire Rincón (Autonomous University of Barcelona) presented a lecture on A Robin Hood for all: a conjoint experiment on support for basic income (article link).

Bio: Leire Rincón recently completed a PhD in Political Science at the University of Barcelona and the Institut Barcelona d’Estudis Internacionals (IBEI), in which she looked at preferences for universal basic income and competing policy alternatives in comparative perspective. She has published several articles in leading policy journals examining public support for basic income. In addition to public opinion and political behaviour in relation to welfare policies and redistributive politics, in her recent research she also studies different aspects of gender-based violence.

Workshop in Niterói (Brasilien): Basic Income Social Policies in Practice – Learnings from Maricá and Niterói in Dialogue with the Global North

Seit den frühen 2000er-Jahren dominiert das Thema der Geldtransferprogramme die Diskussion über die Zukunft der sozialen Sicherung. Programme, die sich auf direkte Geldtransfers konzentrieren, haben sich unter anderem auch in Lateinamerika etabliert. In der Folge entstand eine rege Debatte über die Vor- und Nachteile der Bedingtheit bzw. Unbedingtheit solcher Geldtransfers als sozialpolitischer Maßnahme.

Zwei Gemeinschaftswährungen in Brasilien: Mumbuca und Arariboia

Ein Beispiel hierfür ist das Grundeinkommensprogramm Renda Básica de Cidadania, das 2013 in der brasilianischen Gemeinde Maricá ins Leben gerufen wurde und seitdem stark gewachsen ist. Heute handelt es sich um das größte Grundeinkommensprogramm in ganz Lateinamerika. Das Programm beruht auf einer digitalen Gemeinschaftswährung namens „mumbuca“, die einen umfangeiches Tauschnetzwerk innerhalb der Gemeinde ermöglicht.

Ein ähnliches Programm namens Moeda Social Arariboia wurde 2022 in Niterói ins Leben gerufen. Das Hauptziel beider Programme liegt in der Schaffung eines sozialen Schutznetzes. Aber was bedeutet das konkret? Welche Auswirkungen haben die Maßnahmen? Wie beeinflussen die Gemeinschaftswährungen Mumbuca und Arariboia die lokale Wirtschaft? Welche Herausforderungen und Chancen ergeben sich aus den Maßnahmen? Welche Rolle spielen sie für die Ideen der Solidarökonomie?

Ziele des Workshops

Der am 3. August 2023 in Niterói stattfindende Workshop zielt darauf ab, den aktuellen Stand der Umsetzung, Bewertung und Erforschung dieser Sozialpolitiken in Maricá und Niterói zu untersuchen, einen Bezug zum Konzept des Grundeinkommens herzustellen und einen umfassenden Austausch zu ermöglichen.

Obwohl die in Maricá und Niterói umgesetzten Maßnahmen des Bargeldtransfers in lokaler Währung innovativ und wegweisend sind, weisen sie auch Gemeinsamkeiten mit ähnlichen Projekten und Experimenten auf, die weltweit, insbesondere im Globalen Norden, durchgeführt werden. Daher besteht ein weiteres Ziel dieses Workshops darin, internationalen Forschenden und politischen Entscheidungstragenden aus Europa und den USA die Möglichkeit zu geben, über ähnliche Erfahrungen in anderen Ländern zu sprechen. Gleichzeitig soll der Workshop lokalen Forschenden und politischen Entscheidungstragenden eine Bestandsaufnahme der Vorzüge und Grenzen der derzeit in Maricá und Niterói umgesetzten Maßnahmen bereitstellen.

Datum/Ort

Zeit:  3. August 2023, 09:00 Uhr – 18:00 Uhr
Ort:   UFF, Gragoatá-Campus, Bloco F, R 407, Niterói, Brasilien

Sonstiges

Bitte beachten Sie, dass dieser Workshop in englischer Sprache abgehalten wird. Er wird ausschließlich offline/persönlich an dem oben genannten Ort abgehalten.

Die Organisierenden diskriminieren keine Teilnehmenden und Interessierten aufgrund von race, Hautfarbe, nationalen Herkunft, seines Geschlechts, seiner Behinderung oder seines Alters (und aller anderen denkbaren Gründe).

Klicken Sie hier für den Zeitplan (PDF).

Neugründung: Das FRIBIS-Team UBI Experiments (UBI-XT) geht an den Start

Warum das Team gegründet wurde

Das wissenschaftliche und politische Interesse am Grundeinkommen ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Diese zunehmende mediale Aufmerksamkeit hat dazu beigetragen, dass die Finanzierungsbereitschaft für BGE-Pilotprojekte ebenfalls größer wurde. Auf der ganzen Welt sind daher in den letzten Jahren zahlreiche Grundeinkommenspiloten auf den Weg gebracht worden. Dennoch gibt es bislang keine internationale Plattform, die den gegenseitigen Austausch von Pilotergebnissen ermöglicht, die Zusammenarbeit untereinander fördert oder die Forschenden dabei unterstützt, effektiv mit politischen Entscheidungsträgern zusammenzuarbeiten. Das UBI Experiments Team möchte das ändern, indem es das erste globale Pilot-Netzwerk aufbaut und betreut. Mit Jurgen De Wispelaere, Karl Widerquist, Leah Hamilton, Miriam Opwonya Laker, Sarath Davala Neil Howard und Nika Soon-Shiong weiß das Team zahlreiche renommierte und in der Grundeinkommensszene gut vernetzte Mitglieder in seinen Reihen.

Nächste Schritte

Das Team hat es sich einen 4-Punkte-Plan vorgesetzt, den es bereits in diesem Jahr angehen wird. In einem ersten Schritt wird UBI Experiments ab Sommer 2023 monatlich einen Newsletter für die weltweite Pilotprojekt-Community herausgeben, der über aktuelle Forschungsergebnisse, politische Entwicklungen, potenzielle Treffen, Veröffentlichungen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit informiert. Zweitens wird UBI Experiments eine vierteljährliche Online-Seminarreihe veranstalten, in der Mitglieder der Pilotprojekt-Gemeinschaft die neuesten Ergebnisse und Entwicklungen ihrer Arbeit teilen und diskutieren können. Drittens wird das Team Ende 2023 eine FRIBIS Winter School zum Thema „How To Build A Pilot“ für Studierende, Forschende und Piloten veranstalten (als Ergänzung zur eintägigen Summer School, die bereits dieses Jahr im Juli 2023 von FRIBIS angeboten wird). Viertens wird UBI Experiments im Sommer 2024 die weltweit erste Konferenz der Pilotprojekt-Community am FRIBIS ausrichten.

Hier geht es zur Team-Seite

Freiburg Rising Stars Academy (Exzellenzförderung): FRIBIS ermuntert herausragende Nachwuchsforschende, sich zu bewerben

Was ist die Rising Stars Academy?

Rising Stars ist eine Initiative der Universität Freiburg, die sich der Förderung hochqualifizierter internationaler Nachwuchsforschender widmet. Die Freiburg Rising Stars Academy bietet Forschenden aus verschiedenen Disziplinen die Möglichkeit, sich um Förderung zu bewerben. Für potenzielle Bewerberinnen und Bewerber besteht die attraktive Möglichkeit, sich mit ihrem eigenen Forschungsprojekt an bereits etablierte Forschungsteams – und projekte anzuschließen und von der bestehenden Forschungsinfrastruktur zu profitieren. Weitere Informationen finden Sie im Fact Sheet der Rising Stars Academy.

Anmerkung: Die Bewerbungsfrist wurde bis zum 07. Juli verlängert.

Welche Vorzüge bietet der Status als Rising Star?

  • internationale Erfahrung und Reputation
  • Forschungszusammenarbeit auf höchstem Niveau
  • Möglichkeit, berufliche Netzwerke aufzubauen und zu erweitern
  • Reisestipendien nach Freiburg u. v. m.

Welche Rolle spielt das FRIBIS?

Mit Prof. Bernhard Neumärker stellt das FRIBIS einen Host Principal Investigator der Rising Stars Academy. Als interdisziplinäres Forschungsnetzwerk freut sich das FRIBIS über Bewerberinnen und Bewerber aus verschiedenen Disziplinen, die an der Erforschung des Grundeinkommens interessiert sind. Gemeinsame Projekte und Publikationen sowie neue Kooperationspartner oder die Einwerbung von Drittmitteln für zukünftige Forschungsprojekte sind von unserer Seite aus erwünscht. Es besteht die Möglichkeit, Doktorandenstellen mit geeigneten Rising Stars zu besetzen. Interessierte Bewerberinnen und Bewerber wenden sich bitte an Dr. Bianca Blum.

Sollten Sie selbst Personen zur Teilnahme an der Rising Stars Academy einladen bzw. vorschlagen wollen, so finden Sie hier ein Musterschreiben.

Veröffentlichung von sechs Policy Papers zum Thema „Das Bedingungslose Grundeinkommen als Grundpfeiler einer neuen Gesellschaftsordnung“

Unter dem Motto „Solidarität statt Wettbewerb“ diskutierten Mitglieder des FRIBIS und des CIW (Centrum für Interdisziplinäre Wirtschaftsforschung, Universität Münster) im Rahmen eines Workshops, inwiefern ein Bedingungsloses Grundeinkommen als Grundpfeiler einer neuen Gesellschaftsordnung fungieren könnte. Die Workshop-Teilnehmenden haben nun sechs Policy Papers publiziert, in denen sie ihre im März vorgestellten Überlegungen vertiefen.

In Fabienne Hansens Artikel Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Möglichkeiten eines Grundeinkommens? Ein initialer Überblick über den Forschungsstand wird erläutert, inwiefern ein klimafreundliches Grundeinkommen ein Instrument zur sozio-ökologischen Transformation sein könnte. Es werden konkrete Finanzierungsmöglichkeiten durch ökologische Besteuerungsmaßnahmen aufgezeigt und praktische Umsetzungsstrategien besprochen.

Klaus Baumanns Artikel Care, Arbeit, Care-Arbeit zwischen Solidarität und Wettbewerb untersucht die Rolle von Care-Arbeit im Spannungsfeld von Solidarität und Wettbewerb. Der Autor begründet, warum es einer integrativen Sichtweise bedarf, die sowohl die ökonomischen als auch die sozialen Aspekte der Care-Arbeit berücksichtigt. Baumann zeigt auf, wie ein Bedingungsloses Grundeinkommen zur Förderung sozialer Gerechtigkeit beitragen könnte.

Moritz Meyer und Verena Löffler (beide Universität Münster) haben gemeinsam zwei Artikel beigesteuert. Der erste Beitrag Anreizkompatibilität eines Bedingungslosen Grundeinkommens in der Diskussion befasst sich mit der Anreizkompatibilität eines Bedingungslosen Grundeinkommens, gibt einen knappen Überblick über verschiedene Modelle und bezieht sich auf aktuelle Experimente und Studien, um die potenziellen Auswirkungen auf das Arbeitsverhalten der Menschen zu beleuchten. Der zweite Artikel Sozialvertragliche Bedingungen und Regeln für eine Grundeinkommensgesellschaft bespricht die sozialvertraglich-politische Dimension eines Bedingungslosen Grundeinkommens. Dabei werden die unterschiedlichen Standpunkte von Professor Thomas Apolte (CIW, Münster) und Professor Bernhard Neumärker (FRIBIS, Freiburg) reflektiert und ihre Implikationen für Einkommensverteilung und gesellschaftliche Machtverhältnisse analysiert.

Tobias Dumschat widmet sich in seinem Artikel Grundeinkommen als Vehikel für sorgende Gemeinschaften der informellen Altenpflege? der Frage nach kommunitaristischen Solidaritätsstrukturen in einer Grundeinkommensgesellschaft. Indem er Beispiele und Fallstudien aus dem Bereich der informellen Altenpflege heranzieht, zeigt er auf, wie ein Bedingungsloses Grundeinkommen dabei helfen könnte, eine nachhaltige und solidarische Pflegeinfrastruktur aufzubauen.

Jessica Schulz beleuchtet in ihrem Artikel Bedingungsloses Grundeinkommen und Gleichberechtigung die Gleichstellung von Frauen und geht auf verdeckte Strukturen der Ungleichheit ein, die der Chancengleichheit nach wie vor im Weg stünden. Sie zeigt auf, wie ein Bedingungsloses Grundeinkommen dazu beitragen kann, existenzielle Sorgen von Müttern im Zusammenhang mit Kindererziehung und ,verlorenen Arbeitsjahren‘ zu begrenzen sowie gesundheitliche Risiken zu verringern.

Neue DIW-Studie: Wünschen sich die Deutschen ein Grundeinkommen – und wenn ja, welches?

Eine im Mai 2023 erschienene Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) gibt Aufschluss über die Einstellung der Deutschen zum Bedingungslosen Grundeinkommen. Beteiligt an der Studie war Prof. Jürgen Schupp, Wissenschaftler in der Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) im DIW und Mitglied des FRIBIS-Teams Expedition Grundeinkommen (XUBI). Der Spiegel hat in seinem Artikel Dieses Grundeinkommen wünschen sich die Deutschen vom 23. Mai über die DIW-Studie berichtet.

Zustimmungsquote zum Grundeinkommen

Mehr als die Hälfte aller Befragten (53 %) ist für die Einführung eines BGE, während sich 36 % dagegen aussprechen und 11 % nicht wissen, wie sie sich positionieren sollen. Dass die Mehrheit der Deutschen dem Grundeinkommen prinzipiell positiv gegenübersteht, ist insofern nicht überraschend, als dieses Ergebnis den Trend früherer Umfragen fortschreibt. Zwischen Ende 2016 und Herbst 2018 blieb laut DIW „die Zustimmungsrate zur Einführung eines BGE weitgehend stabil sowie tendenziell steigend“ und erreichte „einen Wert zwischen 45 und 55 Prozent“. Die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg haben die Haltung der Deutschen demnach nicht entscheidend verändert.

Ausgestaltung des Grundeinkommens

Was die konkrete Ausgestaltung eines BGE betrifft, so ist die Zustimmung umso größer, je höher das Grundeinkommen ausfällt. 1200 Euro pro Monat wird von den meisten Menschen als angemessener Betrag angesehen. Was die Finanzierungsmechanismen betrifft, so findet eine Vermögens- und Reichensteuer am meisten Unterstützung, während die Finanzierung über eine CO2-Steuer den Befragten bereits weniger attraktiv erscheint und eine Mehrwertsteuererhöhung am wenigsten Anklang findet. Besonders hoch ist die Zustimmungsquote zum BGE bei denjenigen, die von der Einführung profitieren würden – am niedrigsten ist sie bei denen, die erwarten, dass sich ein BGE negativ auf ihre Einkommens- und Vermögensverhältnisse auswirken würde.

Fazit

Die hohe Zustimmung der Bevölkerung zum BGE ist ein weiterer Grund dafür, dass ein Grundeinkommen – in welcher konkreten Ausgestaltung auch immer – Teil der Diskussion über die überfällige Transformation der Sozialsysteme sein sollte. Das FRIBIS wird weiterhin dazu beitragen, dass diese Diskussion auf der Höhe der gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisse stattfindet.